Wetzlar. Stolz präsentiert Industriemechaniker Arnold Andrick zwei Brillenglasrohlinge, ehe er sie in die Schleifmaschine einlegt. Das Besondere daran? Die Rohlinge werden mit einem Spezialklebstoff auf einen Kunststoffblock geklebt, statt sie wie bisher üblich durch eine metallhaltige Legierung auf einem Block aus Aluminiumguss zu befestigen.

„So verhindern wir giftige Schwermetallverbindungen bei der Herstellung von Brillengläsern und verbessern auch die Arbeitssicherheit“, erklärt René Leroux, einer der drei Geschäftsführer von Satisloh in Wetzlar. Diese von Satisloh entwickelte sogenannte ART-Technologie wurde vom Bundesumweltministerium mit dem Ecodesign-Preis ausgezeichnet.

Das fast 100 Jahre alte Unternehmen Satisloh gehört zur französischen Essilor-Gruppe und ist einer der führenden Hersteller von Maschinen für die Brillen- und Feinoptikfertigung sowie dazu passendem Hightech-Zubehör wie Werkzeuge, Schleifpasten, Lösungsmittel und mehr.

Von weltweit knapp 1.000 Beschäftigten arbeiten 250 am Standort Wetzlar. Die Exportquote liegt bei über 80 Prozent.

Fast zwei Drittel der Weltbevölkerung brauchen eine Sehhilfe. Während sich in den Industrienationen die Brille immer mehr zum hochwertigen Designobjekt entwickelt und mit aufwendigen Beschichtungen etwa für einen Antibeschlag-Effekt oder eine Entspiegelung keine Wünsche offen lässt, können sich viele Menschen in anderen Ländern das Hilfsmittel nicht leisten. „Aber auch daran arbeiten wir, denn nur wer lesen kann, kann lernen, und damit ist eine bezahlbare Brille echte Entwicklungshilfe“, sagt Geschäftsführer Steffan Gold.

Und so baut Satisloh Maschinen, die schnell und präzise aus einem Glas- oder Kunststoffrohling perfekte Gläser produzieren, fertig zum Einsetzen in ein Brillengestell. „Trotz des hoch automatisierten Fertigungsprozesses bleibt dabei jedes Glas ein Einzelprodukt, maßgeschneidert auf das zu behebende Sehproblem“, betont Geschäftsführer Gold.

Fertigung der Brillengläser auf tausendstel Millimeter genau

Produziert wird auf tausendstel Millimeter genau, denn Augen sind empfindlich. „Ein winziger Fehler führt leicht zu Schwindel beim Brillenträger“, ergänzt Leroux. Entsprechend präzise müssen die Maschinen arbeiten. Für deren Produktion wird viel Fingerspitzengefühl verlangt.

Kontinuierlich wird investiert, im Schnitt rund 1 Million Euro pro Jahr vor allem in neue Maschinen, Mess- und Prüfmittel. Leroux: „Um unsere Position am Markt zu behaupten, streben wir nach der idealen Fabrik. Neu installierte Technik und Abläufe sind in wenigen Jahren bereits überholt – wir aber sind damit ein Stück näher an der perfekten Fabrik.“