Hannover. Der Ausbau von Autobahnen und Schienenwegen geht voran, die Nachfrage nach Kies, Sand und Schotter steigt. Jetzt warnen Experten, dass die Rohstoffe für Infrastruktur und Gebäude knapp werden. Dadurch könnten sich Projekte verzögern und das Bauen noch teurer werden.

„Deutschland drohen bei wichtigen Baurohstoffen auf dem heimischen Markt erhebliche Versorgungsengpässe“, heißt es in einer neuen Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover.

Problem: Die meisten Sand-, Kies- und Natursteinvorkommen liegen unter Naturschutzgebieten

Die Studie nennt dafür mehrere Gründe: „Die meisten Sand-, Kies- und Natursteinvorkommen liegen unter Naturschutzgebieten“, so der Geologe und Autor der Studie, Harald Elsner: „Oder sie sind überbaut.“

In Baden-Württemberg etwa seien nach einer offiziellen Statistik 85 Prozent der Landesfläche durch Nutzungen bereits verplant „und stehen für eine potenzielle Rohstoffgewinnung nicht zur Verfügung“, sagt Elsner. In Wirklichkeit läge die Quote wahrscheinlich noch viel höher.

Im Ruhrgebiet kam es schon zu Lieferengpässen bei Baurohstoffen

Außerdem würden wegen steigender Bodenpreise immer weniger Bauern ihr Ackerland an Kieswerke verkaufen. „So mussten bereits Gruben wegen fehlender Erweiterungsflächen schließen.“

In einigen Regionen wie etwa dem Ruhrgebiet kam es schon im letzten Jahr zu Lieferengpässen bei Kies und Schotter – 2018 dürfte sich das Problem noch verschärfen. Angespannt ist die Versorgungslage jetzt auch im Großraum Mannheim-Karlsruhe sowie in Berlin, Preisaufschläge inklusive. Wie sich das Rohstoff-Problem auswirkt, zeigt das Beispiel des Steinbruchs im westfälischen Bestwig-Halbeswig. Hier können täglich 2.500 Tonnen Splitt gewonnen werden, der feinkörniger als Schotter ist. Die Menge reicht aber nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken.

Split musste bereits aus Skandinavien herangekarrt werden

„Es kommt immer wieder vor, dass wir Kunden nicht rechtzeitig beliefern können oder Mengen kontingentieren müssen“, klagt Max Pescher, einer der Geschäftsführer des Diabaswerks Halbeswig. „Wenn sich Bauprojekte deswegen in die Länge ziehen, kostet das Geld und bedeutet Stress und Ärger.“

Deshalb müsste Splitt laut Professorin Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbands Nordrhein-Westfalen, bereits in Skandinavien eingekauft werden.

Asphalt besteht zu 95 Prozent aus Splitt. Trotz des Recyclings alter Straßenbeläge reichen die Mengen neu gewonnenen Materials aber kaum noch aus. Das liegt vor allem daran, dass Genehmigungsverfahren für Erweiterungen oder neue Steinbrüche extrem langwierig sind. „Es gibt keinen Notstand an Rohstoffen, sondern einen Genehmigungsstau“, so Gabriela Schulz, Sprecherin des Bundesverbands Mineralische Rohstoffe.

Allein 2.000 Steinbrüche bundesweit gewinnen Sand und Kies

Geologie-Experte Elsner nennt Zahlen: „Vor 15 Jahren hatten die Werke nach 2 Jahren ihre Abbau-Genehmigung. Heute sind es 10 Jahre.“

Allein 2.000 Gruben bundesweit gewinnen Sand und Kies. Wegen des großen Gewichts werden die Baustoffe in aller Regel dort gefördert, wo sie gebraucht werdent.