Essen. Das Beispiel Trimet zeigt, wie ein Industriebetrieb flexibel auf das schwankende Stromangebot der Erneuerbaren reagiert. „Das ist volkswirtschaftlich sinnvoller, als teure Gaskraftwerke vorzuhalten, die man bei Engpässen schnell hochfahren muss“, sagt Professor Manuel Frondel, Energie-Experte beim Wirtschaftsforschungsinstitut RWI in Essen.

Kostet eine solche Flexibilisierung der Stromnachfrage extra?

Ja. Deshalb bekommen Betriebe, die das machen, von den Netzbetreibern eine Vergütung. Trotzdem muss das Geld ja irgendwo herkommen. Am Ende zahlen Industrie und Verbraucher noch mehr für die Energiewende.

Wie hoch sind die Belastungen der Wirtschaft im internationalen Vergleich?

Weit oben. Schauen wir zum Beispiel auf unseren westlichen Nachbarn: Im Vergleich zu den Wettbewerbern in Frankreich bezahlen deutsche und nordrhein-westfälische Mittelständler rund doppelt so viel.

Und das liegt an der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)?

Zu einem guten Teil. Und sie treibt die Stromkosten immer weiter nach oben. Sie ist seit der Einführung im Jahr 2000 von 0,20 Cent je Kilowattstunde auf 6,88 Cent in diesem Jahr gestiegen. Leider wird die EEG-Umlage mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien weiter zulegen und voraussichtlich erst ab etwa Mitte des nächsten Jahrzehnts wieder sinken. Weil dann die teuren Fotovoltaikanlagen aus der Förderung herausfallen. Die EEG-Umlage wird zu knapp zwei Dritteln von der Wirtschaft getragen.

Strom an der Börse in Leipzig ist mit der Zeit immer billiger geworden – weshalb bezahlen wir trotzdem mehr?

Das liegt daran, dass die Produzenten von Wind- und Sonnenenergie über Jahrzehnte einen höheren Preis für ihren Strom garantiert bekamen, als der Verkauf über die Börse einbringt. Die Investitionen in den Öko-Strom sollen sich ja rechnen. Das Paradoxe: Ist der Strompreis an der Börse niedrig, fällt die EEG-Umlage besonders hoch aus. Etwa die Hälfte der EEG-Umlage geht auf die Fotovoltaik zurück.

Immerhin hat die Politik inzwischen gegengesteuert: So werden seit Anfang des Jahres alle Solar- und Windkraftanlagen ausgeschrieben.

Der Wettbewerb sorgt dafür, dass fortan der Günstigste zum Zuge kommt. Das dürfte den weiteren Anstieg der Umlage etwas drosseln.

Zu NRW: Die neue Landesregierung hat beschlossen, dass beim Bau neuer Windräder ein Mindestabstand von 1.500 Metern zu Wohngebieten einzuhalten ist. Die Folgen?

Das dürfte den Ausbau der Windkraft in NRW ein Stück weit ausbremsen. Und ich halte das aus volkswirtschaftlicher Sicht für das richtige Signal. Der Ausbau ging im Vergleich zum Netzausbau viel zu schnell. Jetzt wird das besser synchronisiert.

Gefährdet denn der neue Kurs nicht die 20.000 Jobs in der Windanlagenbranche in NRW?

Die Auswirkungen halte ich eher für gering. Denn 70 Prozent der Anlagen gehen in den Export. Und viele in andere Bundesländer, die die Windkraft nach wie vor massiv ausbauen.