Berlin/Moskau. Massiver Wertverfall des Rubels, höchste Inflation seit sieben Jahren, drastischer Produktionsrückgang: Russland steckt tief in der Krise. Letztes Jahr schrumpfte die Wirtschaft um fast 4 Prozent. Und auch 2016 dürfte sich die Talfahrt fortsetzen. Erst für das nächste Jahr rechnet die Weltbank wieder mit einem leichten Wachstum.
Um zahlungsfähig zu bleiben, fördert Russland so viel Öl wie einst zu Sowjet-Zeiten. Doch das ist auf dem Weltmarkt so billig wie lange nicht mehr. „Das Bruttoinlandsprodukt könnte 2016 noch mehr leiden, wenn der Ölpreis weiter sinkt“, befürchtet Vladimir Osakovskiy, der für das US-Investmenthaus Bank of America Merrill Lynch die russische Wirtschaft analysiert. Das Bruttoinlandsprodukt ist der Wert aller erzeugten Güter und Dienstleistungen.
Russland liegt am Boden, weil die Industrie in weiten Teilen veraltet und deshalb nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Zudem zeigen die von der EU bis zum Sommer verlängerten Wirtschaftssanktionen Wirkung.
Infolge des wachsweich gewordenen Rubels sind in dem Land beispielsweise deutsche Autos für viele Russen unerschwinglich geworden, was sich in zurückgehenden Ausfuhren unserer Wirtschaft widerspiegelt. Den gleichen Effekt haben die Sanktionen, die im Prinzip etwa den Export von Produkten für die Ölförderung nach Russland unterbinden, in der Realität aber nicht trennscharf sind.
Deshalb sind Deutschlands Ausfuhren dorthin letztes Jahr gegenüber dem Höchststand von 2012 um fast die Hälfte gesunken. Der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft schätzt, dass sie 2015 nur noch 21 Milliarden Euro erreicht haben. Gut 90 Prozent davon entfallen auf Industrie-Produkte. Vor allem die Maschinenbauer ächzen: Laut Branchenverband VDMA gingen deren Exporte von Januar bis Oktober 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 27 Prozent auf 4 Milliarden Euro zurück. Dabei waren sie schon 2014 deutlich gesunken.
Auf die Gesamtbilanz der deutschen Exporte hat das Russlandgeschäft jedoch nur einen geringen Einfluss. Denn das angeschlagene Riesenreich steht nur auf Rang 14 der Abnehmerländer.