Die Welle von islamistischen Anschlägen, die inzwischen auch Deutschland erreicht hat, verändert die politischen Prioritäten. Die Furcht vor Terror hat alle klassischen Angstmacher wie Inflation oder Arbeitslosigkeit weit überflügelt – dagegen anzugehen, bekommt für die Regierung höchsten Stellenwert. Immerhin: Sie kann sich darauf konzentrieren.
Während man etwa in Frankreich, England und Italien in diesen Wochen auch an einer zweiten Front kämpfen muss, nämlich für den Erhalt der wirtschaftlichen Stabilität, läuft es bei uns an dieser Stelle vergleichsweise rund. Starke Betriebe, Arbeit in Hülle und Fülle, enorm gestiegene Steuereinnahmen: Das ist in dieser krisenhaften Lage ein wichtiger Rückhalt.
Die gute ökonomische Entwicklung der letzten Zeit macht es leichter, für den Anti-Terror-Kampf die nötigen Ressourcen zu mobilisieren. Und sie hat dem Land auch emotional mehr Sicherheit verschafft – das wird helfen, die Debatte um mehr Schutz in vernünftigen Bahnen zu halten. Zudem war der Aufschwung gewiss ein Grund dafür, dass sich die Sicherheitslage jenseits der Terrorgefahr deutlich verbessert hat: Die Gewaltkriminalität in Deutschland ist seit ihrem historischen Hoch 2007 insgesamt um 17 Prozent zurückgegangen.
Eine kluge Steuer-, Infrastruktur- und Sozialpolitik, die Betriebe stark macht und vor Überforderungen schützt, wird durch das überragende Thema Terrorabwehr nicht weniger wichtig. Ganz im Gegenteil – sie bekommt eine zusätzliche Begründung. Es geht bei Wirtschaft eben nicht nur um den Wohlstand des Einzelnen. Sondern auch darum, wie robust und handlungsfähig unser Land ist.