Die treibende Kraft des vereinten Europa, die Brüsseler EU-Kommission, war immer beides: Grenzen-Einreißer und Grenzen-Zieher. Sie hat Märkte geöffnet und nationale Monopole geknackt – weshalb wir heute, nur ein Beispiel, so billig fliegen. Aber sie hat dabei stets Wert auf strikte Regeln gelegt, damit auf den offenen Märkten nichts schiefläuft.
In dieser Doppelrolle geht sie ein Thema von epochalem Ausmaß an: die „Sharing Economy“, die Ökonomie des Teilens. Der Mitfahrten-Vermittler Uber und der Betten-Vermittler Airbnb, beide mit mehr Börsenwert als die meisten Industriekonzerne, sind nur Pioniere. Eine EU-Studie listet schon 275 Internet-Plattformen auf, die mit bislang nicht gekannter Präzision Angebot und Nachfrage zusammenbringen: Leute, die etwas Bestimmtes haben oder können, und Leute, die genau das gerade brauchen.
Noch agieren Plattform-Betreiber oft in einer Grauzone. In einer „Mitteilung“ skizzierte die EU-Kommission jetzt ihre Haltung dazu: Sie kündigte Initiativen zu Verbraucherschutz, gerechter Besteuerung und fairen Arbeitsbedingungen an – aber auch eine umfassende Marktöffnung.
Die junge Branche berge „beträchtliches Potenzial zur Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum“ in Europa. „Absolute Verbote und mengenmäßige Beschränkungen“ seien „schwerlich zu rechtfertigen“. Brüssel ist sicher: Wenn Dinge und Fertigkeiten intensiver genutzt werden und nicht rumstehen oder brachliegen, dann steigt die Produktivität, also der Wohlstand.
Ökonomie des Teilens – der Begriff klingt nach selbstlosem Handeln in der Nische. Aber gerade das Gewinnstreben der Akteure macht sie so bedeutsam.