München. Die Umfrage zur Konjunktur in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) belegt es eindeutig: Die Rezession ist da. „Die Umfrageergebnisse sind die schlechtesten seit der Wirtschaftskrise im Jahr 2009“, erklärt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeberverbände bayme vbm.
Und die Lage wird sich nach Schätzung der Unternehmen weiter eintrüben. Sie halten sich mit Investitionen im Freistaat stark zurück und planen, hierzulande deutlich weniger zu produzieren. Als „besonders kritisch für den Standort“ stuft Brossardt diese Entwicklung ein.
Die Zahl der Beschäftigten wird 2020 sinken
Zudem hat die Rezession nun auch die Beschäftigung erfasst. Sie ist erstmals seit Ende der Wirtschaftskrise 2009 wieder gesunken – um 2.000 Arbeitsplätze in den vergangenen vier Monaten. Zwar verzeichnet die M+E-Industrie immer noch ein historisches Hoch von 870.000 Mitarbeitern. Aber, so Brossardt:„Für 2020 befürchten wir einen Rückgang um 10.000 Beschäftigte.“
Insgesamt beurteilen die Firmen ihre Geschäftslage deutlich kritischer als bei der letzten Umfrage vor einem halben Jahr. „Sie kämpfen nicht nur mit einer konjunkturellen Krise, sie stehen auch vor großen strukturellen Herausforderungen“, sagt Brossardt. Dazu zählen geänderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen aufgrund protektionistischer Tendenzen wie höherer Zölle in vielen Ländern und des sich verändernden Welthandels genauso wie politische Unwägbarkeiten bei der Energie- und Mobilitätswende oder der Klimapolitik.
Der internationale Wettbewerb der Standorte wird härter
Während die Firmen die Aussichten im Inland negativ beurteilen, sind ihre Pläne im Ausland klar positiv. 49 Prozent beabsichtigen, die Produktion im Ausland auszuweiten. In Bayern wollen nur 9 Prozent mehr produzieren, aber 33 Prozent ihre Produktion drosseln. Brossardt: „International wird der Standortwettbewerb härter.“ Der Druck insbesondere aus den Schwellenländern sei groß. „Damit rücken inländische Standortbedingungen in den Wettbewerbsfokus, darunter das Kosten-, Steuer- und Bürokratieniveau.“

Um diese Nachteile auszugleichen und den Industriestandort Bayern zu stärken, müsse nun dringend gehandelt werden, so Brossardt: „Die Rahmenbedingungen werden von der Politik und von den Tarifparteien gesetzt. Diese müssen jetzt die richtigen Weichen stellen.“ Dabei müsse vor allem die Kostenentwicklung im Inland in den Fokus genommen werden. Schon in den vergangenen zehn Jahren seien die Löhne viel höher gestiegen als die Produktivität: In der M+E-Industrie gab es seit 2010 ein Plus von 30 Prozent bei den Entgelten; real hatte jeder 18 Prozent mehr in der Tasche. Die Produktivität liegt heute aber gerade mal um 3 Prozent höher als im Jahr 2010.
Brossardts Fazit: „Die kommende Tarifrunde muss einen neuen Kurs einschlagen.“ Und zwar mit moderaten Lohnsteigerungen, die jeder Betrieb individuell anpassen kann: „Mit einem tarifpolitischen ‚Weiter so‘ gefährden wir die Tarifbindung und letztlich die industrielle Wertschöpfung und Beschäftigung in Bayern.“