Ein schöner Begriff, der nach mehr Gerechtigkeit klingt: Respekt-Rente. Wer in mindestens 35 Arbeitsjahren weniger als 80 Prozent des Durchschnittseinkommens verdient hat, soll im Alter einen Aufschlag bekommen - und somit besser dastehen als ein Empfänger der staatlichen Grundsicherung.
Doch die Ungerechtigkeit des Plans aus dem Arbeitsministerium sticht sofort ins Auge. Wer 35 Jahre in Teilzeit gearbeitet hat, bekäme womöglich eine höhere Rente als jemand mit 34 Jahren Vollzeitjob zum gleichen Stundenlohn. Und gegen das größte Risiko für Alters-armut – eine lückenhafte Erwerbsbiografie – hilft die Respekt-Rente gerade nicht: Millionen würden den Zuschlag gar nicht erhalten, weil sie nicht auf die 35 Beitragsjahre kommen.
Zudem würde eine solche Umverteilung auf Dauer den Generationenvertrag gefährden. Die Jungen nämlich werden nur so lange klaglos für die Alten zahlen, wie sie das Rentensystem grundsätzlich als fair empfinden. Dieses Einverständnis wird in den kommenden Jahren ohnehin auf eine harte Probe gestellt: Wenn die Babyboomer aus dem Arbeitsleben ausscheiden, steigt die Zahl der Rentner deutlich an.
Sozialpolitische Entscheidungen sind daher nur dann zukunftsfest, wenn sie den Beitragszahlern nicht noch mehr Belastungen aufbürden. Daher ist es letztlich egal, ob eine Respekt-Rente aus der Steuerkasse oder aus der Rentenkasse finanziert würde.