Lennestadt. Der Mann für die schwierigen Fälle. Ein bunter Hund. Unser authentischer Markenbotschafter: So beschreiben Kollegen und Vorgesetzte beim Lennestädter Spezialmaschinenbauer Tracto-Technik René Schrinner. Keine Frage, der gebürtige Thüringer und Hobby-Schmied ist ein echter Typ.
Dafür schätzen ihn die Kollegen – wenn er denn mal in der Firma ist. An 100 bis 200 Tagen im Jahr ist der staatlich geprüfte Bohrtechniker in aller Herren Länder unterwegs, um die Gerätschaften des Weltmarktführers für grabenlose Rohr-Verlegetechnik den Kunden vorzuführen und ihnen die Handhabung beizubringen. Die übrige Zeit schult der gelernte Geologiefacharbeiter Kunden im Werk, testet Zubehör für die Bohrmaschinen und entwickelt sie weiter.
In Saudi-Arabien hing eine Maschine beim Zoll fest
„Überall auf der Welt, wo Leitungen unter der Erde waagerecht verlegt werden – egal ob für Wasser, Abwasser, Erdgas oder Glasfaser – sind unsere Maschinen gefragt“, sagt Schrinner. „Bis zu 600 Meter weit können wir bohren, sogar um die Kurve. Der Vorteil: kein Dreck, kein Lärm, keine aufgerissenen Straßen.“
Und weil die Auftragsbücher voll sind und der Exportanteil bei 60 Prozent liegt, ist Schrinner viel unterwegs: „Im Ausland bin ich der Ansprechpartner für alle und tue alles, damit es läuft. Und genau das macht es so interessant.“
Lebhaft erzählt Schrinner von einem Auftrag in Saudi-Arabien: „Da fährst du runter, dann steht da keine Maschine. Sie hängt beim Zoll fest.“ Mit viel Überzeugungsarbeit in Englisch, mit Händen und Füßen gestikulierend, gelingt es dem Bohrtechniker, das Gerät loszueisen. Schrinner hat die Statur eines nicht gerade klein geratenen Kleiderschranks und strahlt dabei unerschütterliche Ruhe aus, die er mit Witz in thüringischem Tonfall kombiniert. Die Botschaft: Alles wird gut! Auch wenn es dabei Momente gibt, die selbst ihn ins Schwitzen bringen.
So etwa bei einer Reise nach China – ohne Visum, das in der Hektik vergessen worden war. Beim Check-in am Flughafen Wien wollte man ihn erst nach stundenlanger Diskussion in den Flieger lassen, nachdem ein erfahrener chinesischer Mitreisender mit Bestimmtheit sagte: „Für 80 Euro bekommt er in Peking von den Behörden sein Visum!“ In China gelandet, geht Schrinner zur Passkontrolle. Und tatsächlich, nach ein paar Stunden hat er es – für 80 Euro: „Es war schon ein mulmiges Gefühl für mich, als ehemaliger DDR-Bürger ohne Einreisepapiere in einen totalitären Staat zu fliegen.“
In den Westen ging Schrinner vor 20 Jahren. Auf einem Campingplatz in Tschechien freundete er sich mit waschechten Sauerländern an, die ihm rieten, sich bei Tracto-Technik zu bewerben. Der damalige Geschäftsführer nahm ihm alle Ossi-Wessi-Vorurteile, indem er ihm kostenlos sein Wochenendhaus zur Verfügung stellte, bis er eine Bleibe gefunden hatte. Einzige Auflage: die Forellen im Teich füttern.
Und doch sieht der Thüringer Unterschiede: „Als ehemaliger DDR-Bürger kannst du einfach besser improvisieren.“ So ist es für ihn kein Problem, mal eben für den Job aus einer Presslufthammer-Spitze ein dringend gebrauchtes Werkzeug zu schmieden – in einem Hühnerstall in China.
Von Kindesbeinen an ist Schrinner von der Geologie, also der Beschaffenheit des Untergrunds, fasziniert. Im Lauf der Jahre hat er ein Gespür dafür entwickelt, mit welchem Gerät er wie eine Bohrung ansetzen muss.
Für dieses Know-how schätzen ihn seine Kunden. Vielleicht spüren sie aber auch, dass er für seine Firma lebt. Manchmal, wenn es zu viel wird, bremst ihn seine Lebensgefährtin. „Sie sagt dann: ‚Die Firma gehört dir nicht. Du arbeitest da nur!‘“ Aber es ist seine Familie, dieses Familienunternehmen im Sauerland.
Persönlich
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Mit sechs Jahren war ich zum ersten Mal mit meinem Vater in einem alten Stollen unter Tage. Ich habe Mineralien gesammelt. Diese Liebe zum Gestein hat ein Leben lang gehalten.
Was reizt Sie am meisten?
Gegenfrage: Wer hat schon so einen Job auf der ganzen Welt? Er ist nie langweilig oder eintönig. Und es gibt immer wieder neue Herausforderungen.
Worauf kommt es an?
In meinem Job ist Fachwissen genauso gefragt wie Improvisations- und Organisationstalent. Das Wichtigste aber: Die Arbeit muss Spaß machen!