Nürnberg. Vom Boom am Arbeitsmarkt profitieren auch Menschen mit schwerer Behinderung: 2014 waren laut einer im Frühjahr dieses Jahres veröffentlichten Statistik der Bundesagentur für Arbeit 1.014.000 Menschen mit großem Handicap in regulärer Arbeit – so viele wie noch nie.
Seit 2004 ist die Zahl stetig gestiegen – moderne Hilfsmittel wie Stehhilfen, Sitzlifte, ergonomische Staplersitze und behindertengerechte Werkbänke machen es möglich. Mehr als zwei Drittel der schwerbehinderten Arbeitnehmer verrichten ihren Job bei einem Privatunternehmen. Die meisten (253.000) sind im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt – beispielsweise in der Metall- und Elektro-Industrie.
Staat nimmt Firmen in die Pflicht
Zweitwichtigster Arbeitgeber ist der öffentliche Dienst (215.000), gefolgt von Handel und Kfz-Werkstätten (zusammen 79.000).
Die Betriebe sind verpflichtet, einen festen Anteil der Jobs mit Schwerbehinderten zu besetzen. So schreibt das Sozialgesetzbuch für Unternehmen mit mehr als 20 dauerhaften Arbeitsplätzen eine Mindestquote von 5 Prozent vor.
Wer diese nicht erfüllt, muss eine Ausgleichsabgabe zahlen, die derzeit zwischen 125 und 320 Euro pro Monat und nicht pflichtgemäß besetztem Arbeitsplatz liegt. Der Höchstsatz wird fällig, wenn der Anteil unter 2 Prozent liegt.
Bei der Beschäftigung von Behinderten und der Einrichtung ihres Arbeitsplatzes helfen Behörden –wie die Integrationsämter der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen, die auch finanzielle Unterstützung etwa für technische Arbeitshilfen geben.
In Deutschland leben (vom Kleinkind bis zum Rentner) 7,5 Millionen schwerbehinderte Menschen. Bezogen auf die Bevölkerung ist das etwa jeder Elfte. Bei 85 Prozent der betroffenen Menschen wurde die Behinderung durch eine Krankheit verursacht, bei 6 Prozent ist ein Unfall schuld.