Herford/Werther. Das Besondere steckt im Detail. Das wissen auch die Springreiter der deutschen Olympia-Mannschaft. Wenn sie in gut einem Monat bei den 31. Olympischen Spielen im brasilianischen Rio über Hindernisse setzen, muss alles sitzen: Sattel, Zaumzeug und natürlich – Hose und Sakko.
Dafür sorgen Marina Bucceri und ihre über 30 Kolleginnen von der Reitmoden-Marke Pikeur. Sie nähen im Nähsaal des Bekleidungsherstellers Bugatti in Herford, zu dem Pikeur gehört, die Kleidung der deutschen Reiter-Equipe, einschließlich mancher Details: „Die können ganz schön Arbeit machen“, so die 54-jährige Näherin.
Da ist etwa die Biese am Sakko- Kragen: „Sie ist kaum sichtbar, soll nur aufblitzen“, sagt Bucceri und legt das schmale Band in den Nationalfarben unter die Nadel ihrer Maschine. Wenige Stiche später lugt es schwarz, rot, gold leuchtend unter dem roten Stoff am Kragen hervor.
Rote Sakkos, weiße Hosen: So startet die Reiter-Equipe bei Olympia. „Farblich sind wir festgelegt“, sagt Carolin Haget, Marketing-Chefin bei Pikeur. Die Vorgaben kommen vom Olympischen Komitee.
Da geht es bei Freizeitreitern viel abwechslungsreicher zu. Pikeur entwickelt für sie pro Jahr sechs Kollektionen. „Reiter wollen heute modisch möglichst fest im Sattel sitzen“, so Haget. Aktuell seien helle Mint- und Türkistöne in. Bei Hosen ist Jeansoptik gefragt, bei Jacken atmungsaktiver Softshell-Stoff. Der Clou: Für seine Hosen hat das Unternehmen einen Grip-Einsatz entwickelt. Die Beschichtung aus winzigen Polyurethan-Noppen sitzt auf Gesäß- und Oberschenkel-Höhe. „So rutscht der Reiter im Sattel nicht hin und her.“ Solche Funktionen kommen an – nicht nur bei den zwei Millionen Freizeitreitern in Deutschland.
Im vergangenen Jahr, dem umsatzstärksten in der über 50-jährigen Firmengeschichte, machte Pikeur gut die Hälfte seines Umsatzes im Ausland – besonders in Großbritannien.
Tweed-Stoff in Beige: Die Briten stehen drauf
„Die Briten sind sehr konservativ“, sagt Haget. Jacken sollten auf jeden Fall wasserdicht sein, bevorzugte Farben: Beige oder Kaki. Beliebter Stoff: Tweed. Typisch britisch eben!
Auch der Tweed-Stoff landet im Nähsaal bei Bucceri und ihren Kolleginnen. Zusammengelegt als Schnitt-Set. Etwa 60 Sakkos schaffen sie pro Tag. „Da stecken bis zu 180 Arbeitsgänge drin“, erklärt Näherei-Chefin Marion Föste. Fehler können sich die Damen nicht leisten: „Der Stoff ist zu empfindlich, um ihn aufzutrennen.“ Auch deshalb wartet man in Werther gespannt auf Nachricht vom Olympischen Komitee. Das prüft an eingeschickten Mustern die Kleiderordnung. So darf der Markenname nur einmal sichtbar sein. Das haben die Designer berücksichtigt.
Springreiter Ludger Beerbaum trägt den Pikeur-Schriftzug eingestickt auf der Brusttasche – über dem Bundesadler.