Der junge Syrer Ibrahim Hamad ist Allrounder. In seiner Heimat hat er Geschichte studiert und nebenher im Libanon auf dem Bau gearbeitet. Bei der Firma Erich Dieckmann in Iserlohn fertigt er jetzt Tür- und Fensterbeschläge. Er hat hier an verschiedenen Stationen gearbeitet: Gewinde geschnitten, Kunststoffringe auf Maß gebracht, mehrere CNC-Bearbeitungszentren gleichzeitig beschickt. „Überall hat er einen super Eindruck hinterlassen“, sagt Produktionsleiter Joachim Harmansa: „Wenn man ihm zweimal was zeigt, hat er es drauf.“

Der 28-Jährige hat die Chancen des Projekts „Zukunft Metall: Qualifizierung für geflüchtete Menschen in Hagen“ genutzt, das der Märkische Arbeitgeberverband (MAV) mit seinen Kooperationspartnern von November 2016 bis Juni 2017 durchführte. Wie schon bei der Premiere für den Iserlohner Raum kann Josef Schulte vom MAV von einem echten Erfolg berichten. Nach Sprachkurs und Metaller-Grundbildung im Ausbildungszentrum Mittel-Lenne traten zehn Teilnehmer – gut zwei Drittel – ein Betriebspraktikum an. Nach Klärung letzter Details werden wohl acht in einen Ausbildungsplatz, eine Einstiegsqualifizierung oder in Arbeit übernommen. Hamad ist dabei, aber eine Ausbildung kommt für ihn erst mal nicht infrage: „Ich habe fünf Jahre gelernt, noch drei Jahre sind zu lang. Ich will arbeiten.“

Die Firma Erich Dieckmann hatte sich schon für das erste Projekt gemeldet, kam aber nicht zum Zug. „Wir haben sehr viele Unternehmen, die einen Praktikanten aufnehmen möchten“, sagt Schulte. Das gilt auch für den Ennepe-Ruhr-Kreis, in dem aktuell die dritte MAV-Maßnahme läuft. Von den 15 Teilnehmern, die dort in den Lehrwerkstätten von ABC (Gevelsberg) und thyssenkrupp Bilstein (Ennepetal) in Sprach- und Praxiskurs gestartet sind, wechselten elf in ein Praktikum. „Bisher sind unsere Erfahrungen sehr positiv. Die Praktikanten sind hoch motiviert und interessiert“, berichtet Ausbildungsleiter Ulrich Schmelter aus Ennepetal.

Teilnehmer mit sehr verschiedenen Vorkenntnissen

„Es läuft sehr gut“, bestätigt sein Kollege Hans-Jürgen Barth (ABC): „Auch den beiden Rentnern, die wir als zusätzliche Ausbilder geholt haben, macht die Arbeit mit den Flüchtlingen Spaß.“ Die Bandbreite, was Fähigkeiten, Sprache und Engagement angehe, sei groß. „Dabei muss man aber sehen, dass die Teilnehmer ja auch viele andere Probleme im Kopf haben: die Familie in der Heimat, Aufenthaltsrechte, das ganze Drumherum.“

Das Verständnis für die schwierige Situation ist in vielen Unternehmen vorhanden – die Iserlohner Kirchhoff-Gruppe und C.D. Wälzholz in Hagen wollen darüber hinaus gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Sie organisieren zurzeit nach dem MAV-Vorbild eigene Qualifizierungsprojekte für jeweils 12 bis 14 Teilnehmer; für das Praktikum holen sie weitere Unternehmen mit ins Boot. „Man muss jedem eine Chance geben“, erklärt Kirchhoff-Personalchef Kuno Jakob: „Wir sehen das als moralische Verpflichtung.“