Bochum/Dingden. Die Arbeit in Textilbetrieben kostet oft Kraft: Kettbäume müssen bewegt, Rollenware geschoben werden. Solche Arbeiten nimmt das Projekt „Textil-fit“ unter die Lupe.
Das Ziel: „Arbeit so zu gestalten, dass körperliche Belastungen verringert und besonders ältere Mitarbeiter entsprechend ihrer Fähigkeiten eingesetzt werden“, sagt Andrea Lange vom Textil-fit-Team.
Die Experten arbeiten beim Berufsforschungs- und Beratungsinstitut für interdisziplinäre Technikgestaltung (BIT) in Bochum und betreuen seit zwei Jahren elf Betriebe, die ihre Arbeitsbedingungen und -abläufe verbessern wollen.
Für die Textilbranche ein wichtiges Thema. Dort sind fast 60 Prozent der Beschäftigten über 45 Jahre. Nachwuchs? Schwierig zu bekommen. Also gilt es, die vorhandene Belegschaft fit zu halten.
Beim Textilveredler van Clewe in Dingden (Münsterland) etwa schauten sich die Mitarbeiter mit den Experten Arbeitsschritte in der Rollenwaren-Vorbereitung an.
Ihr Fazit: „Zu viele Handgriffe liefen in gebückter Haltung ab“, so Firmen-Chef Ansgar van Clewe. Das verhindert jetzt ein zusätzlicher Gabelstapler, der die Rollen direkt auf einen Wickelbock hievt. „Das Projekt hat geholfen, die eigene Betriebsblindheit abzulegen“, so van Clewe. Das Argument: „Das haben wir immer schon so gemacht“, ziehe nicht mehr. Auch bei der Qualifikation der Beschäftigten konnten die Bochumer helfen. Jeder Mitarbeiter schätzte sich über eine Qualifikationsmatrix ein und gab Schulungsbedarf und Interessen an. Das wurde ergänzt durch das Urteil des Vorgesetzten.
Der entstandene Mitarbeiter-Pool erlaubt es, den Job systematisch zu wechseln, dabei werden die unterschiedlichen Belastungen berücksichtigt. Und bei krankheitsbedingten Ausfällen lassen sich Mitarbeiter flexibler einsetzen.
In Dingden wurden schon 400.000 Euro investiert. Van Clewe: „Die Hälfte geht auf Ideen aus dem Textil-fit-Projekt zurück.“