Hildesheim. Das Studium gerade erfolgreich abgeschlossen und dann findet sich kein Job, schon gar nicht ein Traumjob. So erging es Muhittin Evcil. „Ich habe nur Absagen bekommen und wusste nicht, woran es liegt“, berichtet der Elektroingenieur. Mehr als ein Jahr lang schrieb der junge Mann Bewerbungen, jobbte in der Gastronomie, um sich über Wasser zu halten.
Dann kam die Rettung in Gestalt einer ehrenamtlichen Patin: Elisabeth Götze von der „JobBrücke“ der Diakonie in Hildesheim half dem jungen Mann, gab Tipps und Anregungen. Und die frühere Personalreferentin hatte die richtige Idee.
Schon wenige Wochen später flatterte Evcil eine Einladung zu einem Vorstellungsgesprächs ins Haus. „Der Job war genau das, was ich mir vorgestellt hatte“, erzählt der 31-jährige Entwicklungsingenieur heute, nach nun mehr als drei Jahren im Beruf. Seiner Patin ist Evcil sehr dankbar. „Sie war eine Riesenhilfe für mich.“
So wie Muhittin Evcil ging es auch anderen Arbeitslosen. Die Hildesheimer Helfer haben schon vielen Menschen eine Brücke in den Beruf gebaut. Etwa 90 Klienten betreuen die derzeit 16 Job-Paten durchschnittlich im Jahr. Inzwischen gibt es die Projektgruppe seit einem Jahrzehnt. Dieses Jubiläum feierte das Team im Mai mit einem Festakt im Haus der Industrie, der Bischofsmühle.
Was das Erfolgsgeheimnis der Paten ist? „Wichtigster Faktor ist das Engagement“, schildert Ludger Ernst, Koordinator der JobBrücke. „Entweder man brennt für die Sache oder man lässt es.“ Gut sei, wenn psychologisches Geschick sowie berufliches Know-how dazukämen. Rund die Hälfte der Helfer sind Fachkräfte im Ruhestand, die ihr Wissen gerne weitergeben. Manche Paten haben Erfahrung als Coach, Unternehmensberater oder Personalreferenten wie Elisabeth Götze, die bei Bosch gearbeitet hat.
Dass die 64-Jährige für ihre Aufgabe brennt, spürt man, wenn sie erzählt. Aber sie nimmt sich nicht so wichtig. „Hinterher fragt man sich immer, was man eigentlich gemacht hat“, erzählt sie. Ihr „Patenkind“ Evcil erinnert sich aber noch recht gut an die Gespräche und Diskussionen mit der erfahrenen Rentnerin. „Wir sind den Lebenslauf durchgegangen und haben die Bewerbungsschreiben besser formuliert.“
Den entscheidenden Tipp für den Traumjob brachte ein Englischkurs
Zudem habe man darüber gesprochen, was Unternehmen an Bewerbern wichtig ist. Dabei wurde deutlich: „Eine meiner Schwächen war Englisch“, sagt Evcil. „Frau Götze gab mir den Tipp, einen Englischkurs zu besuchen. Das wurde von der Arbeitsagentur gefördert.“ Im Sprachkurs lernte der Ingenieur dann eine spätere Kollegin kennen, die ihn auf ihr Unternehmen aufmerksam machte.
Heute bearbeitet Evcil internationale Projekte beim Autozulieferer Yazaki in Wolfsburg, einem Hersteller von Bordnetzsystemen. Mit seinem Englisch kommt er nun gut klar. Das war für den Sohn kurdischer Einwanderer nicht immer selbstverständlich. Auch in seinem Familien- und Freundeskreis gab es niemanden, bei dem Evcil sich hätte Rat für seine Bewerbungen holen können.
Aber dafür gibt es ja die Experten der JobBrücke wie Elisabeth Götze. „Ich habe im Leben wirklich Glück gehabt“, sagt sie. „Jetzt möchte ich davon etwas weitergeben.“
„JobBrücke“ schon bei 400 Arbeitsuchenden erfolgreich
- Die JobBrücke startete vor zehn Jahren bei der Diakonie in Hildesheim mit ersten ehrenamtlichen Paten.
- Seitdem haben die Experten 650 Arbeitsuchende betreut und 400 Klienten erfolgreich in einen Job begleitet. Aktuell gibt es 16 Berater.