Interview: Private Anbieter erleben Sonderkonjunktur
Berlin. Die Sicherheitsfirmen in Deutschland beschäftigen so viele Mitarbeiter wie noch nie – über 230.000 Menschen. Über diesen Trend sprach AKTIV mit Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands BDSW.
Bauen die Unternehmen aufgrund der angespannten Sicherheitslage derzeit ihren Werkschutz aus?
Trotz der jüngsten Anschläge von Paris und Brüssel kann ich das nicht unmittelbar bestätigen. Nach dem 11. September 2001 war das anders: Damals wurde die Sicherheit sofort massiv erhöht, für ein paar Monate.
Ist mehr Sicherheit also kein Thema in den Betrieben?
Doch, auf jeden Fall! Konzerne etwa leisten selbst ganz viel für ihre Sicherheit. Aber auch bei kleineren Firmen wächst der Bedarf, vor allem an technischer Absicherung.
Was heißt das?
Wir sprechen von Wirtschaftsschutz in Verbindung mit Werkschutz. Schließlich entsteht in deutschen Unternehmen allein auf dem Gebiet der IT ein Schaden von mehr als 50 Milliarden Euro im Jahr. Es geht vor allem um Diebstahl von Computern und Datenträgern, Know-how oder Kundendateien.
Ihr Markt wächst also?
Unser Wachstum liegt konstant über dem der Gesamtwirtschaft. Wir profitieren unter anderem davon, dass Unternehmen Arbeiten auslagern, die nicht zu ihrem Kerngeschäft gehören. Alle wichtigen Industriebranchen sind Kunden unserer Mitgliedsunternehmen geworden.
Und auch die Nachfrage der Kommunen steigt.
Stimmt. Mehr als 10.000 Beschäftigte sind letztes Jahr bei unseren Mitgliedsfirmen dazugekommen, um Flüchtlingsunterkünfte zu schützen – eine absolute Sonderkonjunktur. 5 Prozent aller Mitarbeiter sind dort eingesetzt.
Finden Sie denn noch genug neue Leute?
Das bleibt eine Herausforderung. Um den steigenden Kundenanforderungen gerecht zu werden, müssen wir noch mehr als bisher ausbilden.