Töging am Inn. Da flutscht es in der Weihnachtsbäckerei: Flink und genau tragen Dosierpumpen der Firma Viscotec im oberbayerischen Töging flüssige Schokoladenkuvertüre und bunten Zuckerguss auf Lebkuchen und Plätzchen auf. Die Technik ist allerdings nicht für die heimische Küche bestimmt. Vielmehr wird die robotergestützte Dosierung weltweit in der Süßwaren-Industrie sowie zum Abfüllen von Salatmarinaden, Ketchup und Erdbeermarmelade verwendet.
Und auch Lebensmittel sind nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was die Dosieranlagen alles können. Auch die Automobil- und Elektronik-Industrie, Luft- und Raumfahrt sowie Kosmetik- und Pharmafirmen nutzen diese Technik zum Fördern, Dosieren, Auftragen und Abfüllen in der Produktion. Statt Essbarem wird dann Klebstoff, Wärmeleitpaste oder Wimperntusche durch die Schläuche und Düsen gepumpt.
„Der Markt für Klebeanwendungen wächst enorm“, stellt Georg Senftl, der Geschäftsführer von Viscotec, fest. Ob Bildschirme von Mobiltelefonen, Batterien für Elektromobile oder Solarzellen: Überall werde heute geklebt. „Raupen“ nennen Fachleute die exakt angebrachten Klebestreifen auf den manchmal winzig kleinen Elektronik-Bauteilen.
Sogar die Masse zum Abdichten von Nietverbindungen an den Tragflächen großer Jets wird mittels Dosiersystem hochgenau aufgebracht. „Das sind sehr präzise Anwendungen“, so Senftl, „hier geht es um Sicherheit.“
Die Spezialität von Viscotec ist das Verarbeiten zähflüssiger Stoffe. Die Firma steckt viel Geld in die Forschung und stößt immer wieder in neue Nischen vor. Ein aktuelles Beispiel ist der 3-D-Druck von Silikonpasten, die man etwa für die individualisierte Fertigung von Turnschuhsohlen braucht.
Die Maschinen verarbeiten Material, das so hart ist wie getrocknete Knete
Von den Pumpen wird einiges verlangt. Sie können Material, so hart wie getrocknete Knete, durch die Dosiervorrichtungen pressen. Das funktioniert mit dem „Endloskolben-Prinzip“ und sogenannten rotierenden Verdrängerpumpen. Ein Rotor aus Edelstahl bewegt sich in einem Gehäuse aus elastischem Kunststoff (Stator). Durch das Zusammenspiel der beiden entstehen Kammern, die die Masse nach vorne befördern. Und das Ganze geht auch rückwärts – so verhindert man Nachtropfen, wichtig für die Plätzchen.