Berlin/Flensburg. Sie wird wohl nicht kommen: Als „unausgegoren und mobilitätsfeindlich“ lehnt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt den Vorstoß der Umweltminister von Bund und Ländern ab, mit einer „blauen Plakette“ das System der Umweltzonen zu verschärfen. Und im Ergebnis Fahrverbote für Diesel mit bloß grüner Plakette zu verhängen. Doch hinter dem Thema verbirgt sich eine beachtliche Erfolgsgeschichte der Ingenieure.
Schon 2014 stießen Pkws pro Passagierkilometer 74 Prozent weniger Stickoxide und 50 Prozent weniger Feinstaub aus als 1992. Und 2015 kam für Dieselautos und Benziner die Abgasnorm „Euro 6“. Vor allem neue Diesel sind viel sauberer: Sie stoßen zwei Drittel weniger Stickoxide aus als die mit der Vorgänger-Norm Euro 5. „Nicht nur auf dem Prüfstand, auch auf der Straße“, versichert der Autoindustrie-Verband VDA.
Von den 3,2 Millionen neu zugelassenen Pkws des Jahres 2015 erfüllten schon 73 Prozent die Euro-6-Norm. Und von den 791.000 Pkws in den ersten drei Monaten 2016 waren es sogar 97 Prozent, so das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg.
Das Durchschnittsalter der 46 Millionen Pkws auf Deutschlands Straßen beträgt immerhin 9,2 Jahre. Wenn die jetzt nach und nach durch Fahrzeuge mit Euro 6 ersetzt werden, wird sich die Luftqualität also ganz automatisch kräftig weiter verbessern – auch ohne blaue Plakette.
Wie hoch der Erfolg der Entwickler zu bewerten ist, erklärt Professor Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management im rheinischen Bergisch Gladbach. „Sie müssen die Quadratur des Kreises lösen: Um den Spritverbrauch und damit die CO2-Emissionen zu senken, wird der Kraftstoff meist bei extrem hohen Temperaturen verbrannt – was den Ausstoß an Stickoxiden eigentlich erst mal steigen lässt.“
Deshalb, so Bratzel, „stecken die Hersteller viel Geld in Antriebe und Abgassysteme, die das verhindern“. Und dabei müssten sie wiederum scharf kalkulieren. „Die Kunden zahlen ja keinen höheren Preis, nur weil das Auto noch sauberer ist.“