Dissen. Sehr robust sehen sie aus, diese Stahlwalzen. Manche wiegen mehrere Hundert Kilo! Trotzdem geht Özcan Yurtsever ganz behutsam mit den massiven Teilen um: „Schon bei der kleinsten Macke in der Oberfläche gibt’s Probleme – bis hin zum Ausschuss“, weiß der gelernte Elektroinstallateur.

Er arbeitet in der Firma 4packaging in Dissen (Kreis Osnabrück). Sie produziert Tiefdruckzylinder für die Druckmaschinen von Verpackungsherstellern in der ganzen Welt.

Yurtsever bereitet gerade gebrauchte Walzen für die vollautomatische Fertigung vor. Denn nur etwa 10 Prozent der Walzen aus Dissen sind nagelneu: Der größte Teil war schon im Einsatz und kommt zur Überarbeitung zurück in den Betrieb.

Dafür tauchen die glänzenden Zylinder zunächst in Galvanikbädern ab, dort werden sie entchromt und abschließend abgedreht. Dann bekommen sie eine neue gravierfähige Kupferschicht: Sie ist die Grundlage fürs Druckbild, das in Dissen per Laser oder mithilfe von Diamantsticheln eingraviert wird. Zum Schluss wird eine schützende Chromschicht aufgetragen.

Das Unternehmen 4packaging (was man mit „für Verpackungen“ übersetzen kann) gibt es erst seit 14 Jahren – es hat aber schon 90 Mitarbeiter. Denn es ist nach eigenen Angaben ein Technologieführer in der Branche. Vom Gummibärchenhersteller oder Keksfabrikanten bis zur Zigaretten- und der Kosmetik-Industrie – alle wollen ein perfektes Druckbild. „Und genau dafür sorgen wir mit unseren Zylindern“, sagt Geschäftsführer David Möller.

„Wir konnten schneller liefern als andere“

Die Dissener setzen die Ideen von Designern und Agenturen in druckfähige Vorlagen um. Sie achten genau darauf, dass bei Logos und Farben alle Standards eingehalten werden: „Schon leichte Abweichungen würden ja das Gesicht einer Marke verändern – das dann zu korrigieren, verursacht unnötige Kosten“, so Möller.

Sein Vater Jürgen hatte mit Gisbert Lumme und einem dritten Partner den Mut zur Unternehmensgründung: „Wir wollten ein etwas anderer Dienstleister für die Verpackungsindustrie werden“, erinnert sich Lumme.

Schon nach ein paar Jahren war die erste, angemietete Halle zu klein. Immer wieder wurde seither erweitert, und die Produktion wurde ständig modernisiert. „Wir haben als Erste auf die vollautomatische Produktion von Tiefdruckrollen gesetzt“, erklärt Lumme, „so konnten wir schneller liefern als andere.“

Schnelligkeit und Service spielen für die Walzenpioniere eine große Rolle. Kunden erhalten ihre Zylinder „just in time“ – oder die empfindlichen Schwergewichte werden in Dissen bis zum nächsten Einsatz sicher eingelagert. „Die Druckwalzen für Weihnachtsmännerverpackungen liegen bei uns“, verrät Möller.

„Enorm abwechslungsreich“

Seit Herbst in der Lehre: Leonie Nöther mit Ausbildungsleiter Sebastian Nielsen. Foto: Scheffler
Seit Herbst in der Lehre: Leonie Nöther mit Ausbildungsleiter Sebastian Nielsen. Foto: Scheffler

Mediengestalter Digital und Print müssen prima Deutsch können

Leonie Nöther merkt man die Begeisterung für ihren Beruf sofort an: „Meine Arbeit ist enorm abwechslungsreich“, sagt sie. Seit Herbst lernt sie beim Spezialisten für Druckvorbereitung 4packaging Mediengestalterin Digital und Print.

Für den Betrieb ist das der wichtigste Ausbildungsberuf: Gerade haben drei Azubis ausgelernt – und im Herbst werden gleich fünf neue starten. Sie lernen etwa, wie man Kunden bei der Planung von Medienprodukten berät oder worauf man bei der technischen Umsetzung achten muss. Eine wichtige Aufgabe im späteren Job ist die mediengerechte Weiterverarbeitung von Daten zum Beispiel für den Druck. „Wer Spaß an neuen Technologien hat, sich für Maschinen, Software und die digitale Welt begeistert, ist bei uns richtig“, sagt 4packaging-Ausbildungsleiter Sebastian Nielsen, der selbst gelernter Mediengestalter ist.

Die Ausbildung dauert drei Jahre. Nötig sind technisches Interesse, Kreativität, gestalterisches Talent sowie sehr gute Deutschkenntnisse.

Ausführliche Informationen dazu und zu verwandten Lehrberufen finden sich online im neuen Ausbildungsportal der Branche.

Infos im Internet: karriere-papier-verpackung.de