Dicke Rollen aus Pappe stehen bereit, daneben stapeln sich große Papierbögen. Schnüre und Klebeband sind hergerichtet. Hunderte Schüler haben Handschuhe und Scheren in Reichweite, warten gespannt auf das Signal. Dann ertönt der Countdown – und fetzige Musik aus riesigen Boxen startet. Los geht’s!
Dieses Bild, das sich an diesem Tag in einer alten Industriehalle im Münchner Norden bietet, stammt von der erstmals ausgetragenen „Papier Challenge“. 25 Schüler-Teams aus Bayern sollen in Kooperation mit Industriebetrieben eine belastbare Brücke aus Papier und Pappe bauen.
Schneiden, messen, kleben - wie die Teams an die Herausforderung herangegangen sind zeigt dieser Film:
Viel Spaß bei hohem Arbeitstempo
Allerdings nicht irgendeine Brücke: Sie muss am Ende einen Menschen tragen können – und zudem mit ihrem Design und ihrer Konstruktion überzeugen! Organisiert haben das Event die bayerischen Papierverbände, kurz BayPapier. „Wir freuen uns wahnsinnig über die tolle Beteiligung der Schulen und Mitgliedsunternehmen an diesem Wettbewerb. Nur durch deren Mitwirkung konnte diePapier Challenge zu dem großen Erfolg werden“, so BayPapier Hauptgeschäftsführer Dr. Thorsten Arl.
Realschüler aus neunten und zehnten Klassen könnnen so Kontakte zur Branche knüpfen und Einblicke in die Berufe bekommen. Schulen und Betriebe haben zudem die Chance, den Grundstein für nachhaltige Kooperationen zu legen. Spaß und Teamwork sollen bei dem Wettbewerb natürlich auch aufkommen. Und Spaß haben die Jugendlichen! Das liegt auch an der Aufmachung des Events, das zielgerichtet aufs junge Publikum zugeschnitten ist. So wippen zwei Mädchen aus Rosenheim zum Song „I love it“ von Icona Pop ausgiebig im Takt – dann geht es an die Arbeit. In der Halle herrscht mächtig Trubel. Da wird gefaltet und gesteckt, gerollt und geklebt, gemessen und gesägt, Cutter schneiden Pappe und Papier in Form. Nur zwei Stunden haben die Teams Zeit: Dann sollen die Brücken stehen.
aktiv hört sich um, merkt schnell: Viele Teams sind bestens vorbereitet! „Das Material ist leicht anders als bei unseren Tests“, sagt Bernd Bischoff, „aber da muss man flexibel sein.“ Bischoff ist Konrektor an der Gregor-von-Scherr-Schule in Neunburg, dort unterrichtet er Mathe, Physik und IT. Mit Rektorin Diana Schmidberger, Lehrerin für Kunst und Werken, betreut er das Schüler-Team.
Schüler lernen durchs praktische Tun
„Für die Schüler ist die Veranstaltung überwältigend“, sagt Schmidberger. „Der Wettbewerb kommt super an, allein die Location ist ja gigantisch.“ Die Papier Challenge findet im Dampfdom der Motorworld München statt, einer riesigen Auto-Erlebniswelt. „Zwei Stunden für den Bau der Brücke ist allerdings schon sportlich“, ergänzt die Rektorin, während ihre Schüler werkeln. „Beim Ausprobieren haben wir jeweils einen ganzen Vormittag gebraucht.“ Die Jugendlichen würden viel dabei lernen: „Denn sie setzen sich auch mit den physikalischen Prinzipien dahinter auseinander.“
„Der Wettbewerb kommt super an, allein die Location ist ja gigantisch.“
Diana Schmidberger Rektorin an der Gregor-von-Scherr-Schule
Nicht nur die Schüler haben etwas von diesem Tag. Auch Marco Kieser, gewerblicher Ausbilder beim Verpackungshersteller Reka in Kitzingen, ist vom Event begeistert: Jugendliche kämen mit dem Material Papier in Kontakt, Firmen könnten sich und die Branche präsentieren. Reka selbst arbeitet mit der Staatlichen Realschule in Kitzingen zusammen. „Genügend Fachkräfte für uns zu gewinnen, wird zunehmend zum Problem“, sagt Kieser. „Dabei wissen viele gar nicht, was etwa ein Packmitteltechnologe eigentlich so macht.“
Gewinnerkonstruktion mit Mainbrücken-Optik
Nach zwei Stunden stehen die Brücken. Und alle halten – bis auf eine, die im letzten Moment des Belastungstests einbricht. Eine Experten-Jury und die 25 Teams, die ebenfalls ein Votum abgeben dürfen, küren die Konstruktion aus Kitzingen mit der Optik einer alten Mainbrücke zum Gewinner. „Wir waren uns sicher, dass es hält“, sagt Neuntklässler Max Rimbach (15) aus dem Gewinnerteam. Im Werkunterricht habe man zwar gelernt, wie stark und belastbar Papier sein kann. Aber wirklich erfahren habe man das erst hier und heute in der Praxis.
Azubi-Gehalt
- Wichtige Ausbildungsberufe: Packmitteltechnologe sowie Maschinen- und Anlagenführer.
- Packmitteltechnologen verdienen ab Juli 2025 im ersten Ausbildungsjahr 1.160 Euro, im zweiten 1.240, im dritten 1.340 Euro.
- In der zweijährigen Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer gibt es zunächst 1.160, dann 1.240 Euro.
- Weitere Infos gibt es auf der Karriereseite des Hauptverbands Papier- und Kunststoffverarbeitung.

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.
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