Oberhausen. Ein kritischer Blick, eine Notiz: Marcel Schuster steht bei Oxea in luftiger Höhe auf der Produktionsanlage für Karbonsäuren. Mit Argusaugen überprüft der Chemikant die Abläufe, entnimmt Proben – und überblickt das Werk in Oberhausen.
Das Chemie-Unternehmen ist der weltweit zweitgrößte Hersteller sogenannter Oxo-Produkte. Die sauerstoffhaltigen chemischen Verbindungen gehen meist in Form von Flüssigkeiten von Oberhausen (und Marl) an Hersteller von Cremes, Duftstoffen, Waschmitteln, Lacken, Farben und Kunststoffen.
Auch die Automobil-, Bau- und Elektro-Industrie sind Kunden. Rund 70 dieser Grund- und Spezialchemikalien produziert Oxea, pro Jahr insgesamt mehr als 1,3 Millionen Tonnen weltweit.
Generiert werden die Substanzen mithilfe der Oxo-Synthese. Die Technologie wurde 1938 am Standort Oberhausen (damals Ruhrchemie) vom Chemiker Otto Roelen erfunden. „Viele bedeutende chemische Zwischenprodukte lassen sich bis heute nur dank dieses Verfahrens herstellen“, betont Stefan Hess, Leiter Produktion und Technik. „Die Basis bilden Rohstoffe aus Raffinerien wie Öle und Gase“, erklärt der Chemiker.
Diese Ausgangsstoffe – etwa Synthesegas – werden an einem Katalysator zur Reaktion gebracht, die Rohprodukte anschließend aufwendig gereinigt. So entstehen Moleküle, auf denen industrielle Verbindungen wie Aldehyde, Alkohole, Säuren und Ester basieren.
Die Molekülstrukturen sind zum Teil komplex. „Der Verbraucher ahnt das nicht, doch sie machen viele alltägliche Produkte erst möglich“, sagt Hess. So lassen sich etwa Geschmacksrichtungen und Düfte, sei es Apfel oder Ananas, mithilfe von Estern in konstanter Qualität nachahmen. Dafür kombiniert man einen Alkohol mit einer bestimmten Karbonsäure, der Buttersäure. Diese liefert Oxea an Aromenhersteller weltweit.
Ein Spezialprodukt steckt auch in Windschutzscheiben
Andere Karbonsäuren, auch Fettsäuren genannt, sorgen dafür, dass Flugzeuge sicher fliegen. Sie kommen in Spezial-Schmierstoffen für Turbinen zum Einsatz. „Sie steuern die Eigenschaften der Schmiermittel wie die Zähflüssigkeit“, sagt Marketingleiter Christoph Balzarek. Die Öle müssen enormen Temperaturunterschieden trotzen. „Sie dürfen bei Stillstand der Turbine nicht zu fest und bei Betrieb nicht zu heiß und flüssig werden“, schildert der Chemiker die Herausforderung. Auch in Schmiermitteln für Klimaanlagen und Kühlschränken stecken Oxo-Produkte.
Und es gibt noch ein Spezialprodukt: einen umweltfreundlichen Zusatz für Sicherheitsfolien, die etwa in Windschutzscheiben verarbeitet werden. „Unser Produkt sorgt dafür, dass die Folien besonders flexibel sind und nicht vergilben“, sagt Balzarek.