Wiesbaden/München. Exportweltmeister? Ach was, das sind wir schon lange nicht mehr. Zwar ist der Wert der deutschen Warenausfuhren 2016 auf einen neuen Rekord gestiegen: Für mehr als 1,2 Billionen Euro hat die Welt bei uns eingekauft. China erlöste allerdings locker das Anderthalbfache – und bleibt mit Abstand auf Platz eins.
Internationale Kritik am extrem hohen deutschen Überschuss
Wo Deutschland aber nach Auswertung des Münchner Ifo-Instituts tatsächlich Weltmeister ist: beim Überschuss im Außenhandel! Zieht man vom Wert der Warenexporte den der Importe ab, dann ergibt sich für das vergangene Jahr ein Plus von mehr als 250 Milliarden Euro.
Das ist ziemlich viel. Und dass es etwa bei Dienstleistungen zuletzt ein kleines Minus gab, schmälert den gesamten „Leistungsbilanzüberschuss“ kaum. Mit 8,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts war er 2016 im internationalen Vergleich extrem hoch. Nach den Regeln der Europäischen Union sind schon mehr als 6 Prozent langfristig nicht in Ordnung. Zuletzt gab es denn auch wieder reichlich Kritik am „exzessiven“ Exportüberschuss; bei kaum einem anderen Thema sind sich die US-Regierung, Frankreichs neuer Präsident und der Internationale Währungsfonds so einig.
Allein – viel ändern kann Deutschland an den weltweiten Handelsströmen ja erst mal nicht. Unsere Industrie-Unternehmen verkaufen einfach das, was nicht zuletzt auch viele Schwellenländer haben wollen: Autos, Maschinen und Anlagen zum Beispiel, Qualität „made in Germany“.
Wobei immer mehr ausländische Vorleistungen in unseren Exportwaren stecken, der entsprechende Anteil beträgt laut Statistischem Bundesamt über 40 Prozent. Deutsche Exporte sichern also auch viele Jobs jenseits der Grenzen.
Dazu kommen zwei weitere Punkte, auf die die Regierung keinen Einfluss hat. Der durch niedrige Zinsen geschwächte Euro-Kurs macht unsere Exporte tendenziell billiger (was derzeit angesichts des hohen Lohnniveaus eine wichtige Hilfestellung ist). Der niedrige Ölpreis wiederum senkt den Wert unserer Importe.
Was der Staat allerdings tun könnte: selbst mehr investieren, in die Infrastruktur etwa. Die Bedingungen für Investitionen von Firmen am Standort D verbessern. Und den Bürgern mehr Netto vom Brutto lassen. All das sollte tendenziell zu mehr Importen führen – ohne die Exportstärke zu schwächen.