Frankfurt. Der Ölpreis ist seit dem Tiefpunkt Anfang 2016 von rund 30 auf über 70 Dollar gestiegen (je Fass der Sorte Brent). Über die Aussichten, auch angesichts der Kündigung des Iran-Atomabkommens durch die USA, sprachen wir mit Carsten Fritsch, dem Ölexperten der Commerzbank.

Warum ist der Ölpreis so viel höher als vor zwei Jahren?

Die Nachfrage ist wegen der guten Konjunktur weltweit kräftig angestiegen. Noch wichtiger: Die Förderung ging seit Anfang 2017 stark zurück, weil die Opec sie drosselte, aber auch infolge ungewollter Ausfälle in Venezuela. Wir haben jetzt eine Unterversorgung. Das führt zu hohen Preisen.

Treibt Trumps Absage an das Atomabkommen mit dem Iran den Preis weiter hoch?

Durch mögliche Sanktionen gegen Teheran wird eine weitere Verknappung befürchtet. Dadurch könnten wir Preise über 80 Dollar bekommen, aber nicht auf Monate hinaus: Für den Durchschnitt Juli bis September lautet unsere Prognose 70 Dollar. Öl wird also wieder billiger.

Wieso das denn?

Weil die hohen Preise die Nachfrage dämpfen – und Anreize setzen, die Produktion zu erhöhen. Vor allem in den USA rechnen wir mit einer deutlichen Ausweitung. Zudem könnte Saudi-Arabien wegen der Iran-Krise bewusst mehr fördern.

Also ist Sprit im Sommerurlaub wieder günstiger?

Eher nicht. Auch hier beeinflusst eine hohe Nachfrage den Preis. Hinzu kommt der Wechselkurseffekt: Öl wird in Dollar gehandelt, der Euro war relativ zum Dollar zuletzt schwächer – was das Tanken also tendenziell ebenfalls verteuert.