Essen. Gas, Heizöl, Benzin – Energie ist derzeit so billig wie lange nicht mehr. Auch Strom. Der Preis sank an der Leipziger Börse auf den niedrigsten Stand seit 2002. Trotzdem wird Strom für den Verbraucher in diesem Jahr wieder teurer. Wie verrückt ist das denn?
Laut Verbraucherportal Verivox haben bereits 230 von 830 Stromversorgern eine Preiserhöhung angekündigt oder umgesetzt, im Schnitt 3 Prozent. Demnach muss ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden 1.215 Euro im Jahr zahlen.
Grund für den Anstieg ist die Energiewende. „Die EEG-Umlage treibt die Strompreise nach oben“, sagt Professor Manuel Frondel, Energie-Experte vom Wirtschaftsforschungsinstitut RWI in Essen.
Diese Umlage wird seit 2000 im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erhoben, damit die Produzenten von Wind- und Sonnenenergie einen höheren Preis für ihren Strom bekommen, als der Verkauf über die Börse einbringt. Kurzum: damit sich Öko-Strom rechnet. Das gelte, so Frondel, vor allem für Fotovoltaikanlagen.
Das Paradoxe: Weil der Strompreis jetzt so niedrig ist, fällt die EEG-Umlage besonders hoch aus. Sie stieg Anfang des Jahres auf 6,35 Cent je Kilowattstunde – Rekord.
Inzwischen liegt der Anteil des grünen Stroms bei einem Drittel, fünfmal so viel wie 2000. Allein von 2015 bis 2035 summiert sich die von allen Stromverbrauchern zu zahlende EEG-Umlage auf über 400 Milliarden Euro. „Das ist das größte Subventionsprogramm in der deutschen Geschichte“, so Frondel.
Zudem steigen durch die Energiewende auch die Netzentgelte, die Stromversorger auf die Rechnung aufschlagen. Grund ist der erforderliche Neubau von Stromtrassen, um die vor allem im Norden erzeugte Windenergie zu den Industriezentren im Süden zu transportieren. Das sind Milliarden-Investitionen.
Für die deutsche Industrie sind die hohen Strompreise ein Wettbewerbsnachteil. In Frankreich, Italien und Österreich etwa ist Strom deutlich günstiger. Und in den USA bezahlen Unternehmen sogar nur fast die Hälfte.