Da kriegt einer mit 55 das Angebot zur Frührente, kassiert die Abfindung – und startet am nächsten Tag woanders neu. Was folgt, ist ein modernes Märchen.

An seinem neuen Arbeitsplatz testet der promovierte Chemiker eine Rezeptur für Wachs, aber jemand hat an der Maschine Druck und Temperatur falsch eingestellt. Plötzlich ist die Werkhalle voll mit zehn Tonnen eines seltsamen Zeugs, das wie Watte aussieht. Wieder steckt der Mann nicht auf und sagt sich: Wer weiß, wofür das gut ist!

Monatelang experimentiert er mit dem Material herum. Bis der nächste Zufall passiert: Eine Flasche Öl kippt um. Und bingo! Die „Wunderwatte“ saugt alles auf, mit enormer Kraft, restlos. Später im Europäischen Patentamt staunt man, als er Schweröl in eine Schale Wasser kippt, seine Erfindung reinhält – und das Wasser anschließend ganz entspannt trinkt.

Inzwischen ist das Produkt bei der Behörde als mögliches „Patent des Jahres 2017“ nominiert. Ölkonzerne ordern es containerweise, Umweltschützer sind entzückt. Fortschritt. Weil einer hartnäckig seine Sache vorantrieb.

Das ist die Faszination, die sich hinter der jetzt vorgelegten Statistik des Patentamts verbirgt. 68-mal am Tag meldet eine deutsche Firma in Europa was an. Unser Erfindungsreichtum ist stabil, freilich zeigt die Schweiz pro Kopf dreimal so viel Schöpfergeist, und China legt zuletzt in einem Jahr um ein Viertel zu.

Forschung ist die Basis für den Wohlstand von morgen. Auch wenn die Kollegen vielleicht erst mal grinsen, wie bei Ernst Krendlinger, dem Erfinder der Wunderwatte. Sein Arbeitgeber, die Firma Deurex in Sachsen-Anhalt, baut gerade eine weitere Produktionsanlage.