Berlin. Der Wille ist da, doch das Fleisch ist schwach: Jetzt, in der Fastenzeit, wollen viele Deutsche auf Steaks, Schnitzel und Co. verzichten. Und danach? Werden sie meist wieder rückfällig. Denn nach vor gilt: Hauptsache Fleisch!
Das kommt bei 53 Prozent der Bundesbürger laut dem aktuellem Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Berlin mehrmals die Woche auf den Tisch. Vor allem Männer lieben Deftiges: Fast jeder zweite Herr der Schöpfung verzehrt Fleisch oder Wurst sogar täglich. Alles in allem essen die Deutschen im Schnitt 60 Kilo pro Jahr. „Das ist doppelt so viel, wie wir empfehlen“, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn.
Das tägliche Dilemma auf dem Teller: „Wir wollen zwar fit und gesund bleiben, auch durch das, was wir essen“, sagt Gahl. Doch spätestens am Esstisch trickst der Appetit auf Fleisch diesen Vorsatz aus.
Da sollte dann zumindest die Beilage möglichst gesund ausfallen: etwa durch „Clean Eating“, einen Trend, um den eine ganze Welt aus Ratgeberliteratur und Online-Angeboten entstanden ist. Man versteht darunter besonders naturbelassene Fertigprodukte, die möglichst ohne Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker auskommen.
57 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland nehmen eine Mahlzeit mit zur Arbeit
„Bei Fertigprodukten schauen die Verbraucher jetzt ganz bewusst darauf, was drin ist“, erklärt Ernährungsexpertin Gahl. Dazu gehört nicht nur die klassische Tütensuppe, sondern auch Gerichte wie etwa frisch abgepackte Pasta samt Soße aus dem Kühlregal. Solche italienischen Nudelvariationen stehen auf Platz zwei der Menü-Hitliste. Sie sind schmackhaft und schnell zubereitet.
Mehr als die Hälfte der Deutschen wünscht sich besonders Letzteres. Grund: Es fehlt die Zeit fürs Kochen. Täglich findet das nur noch in 41 Prozent der Haushalte statt. Dafür nehmen 57 Prozent ihr Menü oder die Brotbox mit zur Arbeit.
Auch wenn die Deutschen in der Mehrheit überzeugte Fleischesser sind: „Die Leute sind neugierig auf neue Geschmackserlebnisse“, beobachtet DGE-Expertin Gahl. Die holen sie sich durch Lebensmittel aus anderen Kulturkreisen. Und da darf es dann vegetarisch zugehen. Zum Beispiel mit Superfood. Im Brot sind Chia-Samen verbacken, im Müsli steckt statt der süßen Rosine die exotische, saure Gojibeere, um die Verdauung anzuregen. Ernährungsexpertin Gahl ist da eher skeptisch: „Heimische Nahrungsmittel reichen für eine ausgewogene Ernährung aus.“
Tatsächlich rangiert beim Einkauf nach dem Geschmack als zweitwichtigstes Kriterium die regionale Herkunft. Immerhin 20 Prozent kochen ihr Lieblingsgericht aus Gemüse. „Das sollte auf jeden Fall mehr werden“, so Gahl.
Denn der Appetit auf Fleisch hat gewichtige Folgen. 60 Prozent der Männer und fast 40 Prozent der Frauen sind zu dick. Tendenz steigend. Ein guter Grund, die Fastenzeit zu nutzen.