Nürnberg. Im Leben von Christiane G. spielte Berufstätigkeit keine Rolle – gut 16 Jahre lang. Dann zerbrach ihre Ehe: „Ich musste plötzlich Geld verdienen – und hatte das Gefühl, überhaupt nichts vorweisen zu können, was auf dem Arbeitsmarkt von Wert gewesen wäre.“ Nach einer beruflichen Neuorientierung gelang der Ingenieurin für Lebensmitteltechnologie der Wiedereinstieg. Heute arbeitet sie im Ersatzteillager eines Schiffsmotoren-Herstellers.

Kein Einzelfall, wie das amtliche Web-Portal „Perspektive Wiedereinstieg“ zeigt. Dort sind die Erfahrungen von G. und anderen Frauen ausführlich nachzulesen. Und meistens sind es ja die Frauen, die wegen der Babypause(n) aussteigen – und früher oder später in den Job zurückwollen.

Die Chancen dafür sind so gut wie selten zuvor: „Im Zuge des steigenden Fachkräftebedarfs versuchen die Unternehmen, Frauen nach der Familienphase zurückzugewinnen“, erklärt Katharina Diener vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.

Der Arbeitsmarkt brummt. Im Januar waren mehr als 43 Millionen Menschen erwerbstätig – Rekord. Und es soll in diesem Jahr nach IAB-Prognose mindestens eine halbe Million neue sozialversicherungspflichtige Jobs geben.

Trotz der vielen Flüchtlinge rechnen die Experten mit einem deutlichen Rückgang des Potenzials an qualifizierten Fachkräften. Die sind schon heute in manchen Branchen und Regionen Mangelware. „Die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen, ist deshalb ein wichtiges Ziel“, so Diener.

Dabei ist Deutschland auf einem guten Weg: Rund die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung ist weiblich. Die entsprechende „Erwerbstätigenquote“ ist rasant gestiegen – inzwischen gehen laut Statistischem Bundesamt 78 von 100 Frauen zwischen 20 und 64 Jahren zur Arbeit, 2005 waren es erst 63 Prozent. Und der Anteil der Frauen an der „stillen Reserve“ (das sind Menschen, die arbeiten könnten, jedoch nicht aktiv nach einem Job suchen) ging seit 1990 von 60 auf 40 Prozent zurück.

Dass die Firmen Mütter unterstützen, ist selbstverständlicher geworden, weiß Diener, Mitautorin der Studie „Rückkehr ins Berufsleben nach familienbedingten Unterbrechungen“. 90 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass ihr Arbeitgeber Verständnis bei Krankheit oder familiären Notfällen zeigt – und auch sonst Rücksicht auf die familiären Verpflichtungen nimmt.

So gelingt der Wiedereinstieg

  • Bald zurückkehren: Studien zeigen, dass Erwerbspausen später zu Nachteilen führen, etwa beim Einkommen (und damit bei der Rente). Expertin Katharina Diener rät deshalb zu einem „möglichst zeitnahen Wiedereinstieg“.
  • Clever planen: Beim Ausstieg sollte man bereits den Einstieg planen – also mit der Firma den Zeitpunkt der Rückkehr und den dann möglichen Arbeitsumfang vereinbaren.
  • Kontakt halten: Während der Familienpause(n) sollte man auf alle Fälle in regelmäßiger Verbindung zum Arbeitgeber bleiben, etwa über entsprechende E-Mail-Verteiler.
  • Am Ball bleiben: Wissen veraltet rasch. Deshalb empfiehlt sich passende Weiterbildung auch während einer Auszeit; die Kosten kann man von der Steuer absetzen.
  • Hilfen nutzen: „Frauen meinen oft, sie müssten alles alleine schaffen“, sagt Diener. Sie rät dazu, per Checkliste zu prüfen: Welche Aufgaben etwa im Haushalt könnten Dritte gegen Bezahlung erledigen?
  • Partner einbinden: Frauen brauchen bei der Rückkehr in den Beruf Unterstützung vom Partner – sinnvoll sind vorherige Absprachen über die Aufteilung der familiären Pflichten.
  • Weitere Tipps zum Thema: perspektive-wiedereinstieg.de