Goslar. Mörtel anrühren ist gar nicht so einfach: Das Pulver verteilt sich überall, reizt Augen, Haut und Atemwege. Das ändert jetzt eine Entwicklung der Fels-Werke in Goslar, Niedersachsen, zu denen auch das Kalkwerk im bayerischen Saal gehört: Der Kalkhersteller presst den Mörtel zu drei Zentimeter großen Pellets.
„Die stauben nicht“, erklärt Ulf Boenkendorf, Chefentwickler bei Fels. „Das schützt Arbeiter vor feinen, mineralischen Stäuben, die Atemwegserkrankungen verursachen können.“
Die „Compact Mörtel Pellets“ lassen sich nach den strengen technischen Regeln für Gefahrstoffe sogar ohne Schutzausrüstung wie Mundschutz verarbeiten. Dafür gab es kürzlich den Deutschen Arbeitsschutzpreis vom Ministerium für Arbeit und Soziales.
Mörtel besteht aus einem Mineralstoffgemisch, also Sand, einem Bindemittel wie Zement und Zusatzstoffen. „Unsere Pellets beinhalten einen sogenannten Leichtzuschlag, das ist ein besonders poröses Material mineralischen Ursprungs“, erklärt der Erfinder.
Diese Mischung wird gepresst. Der Clou: „Was verpresst wurde, muss auch wieder auseinanderfallen“, sagt Boenkendorf. „Gibt man Pellets und Wasser in einen Mischkübel, hat man nach nur 90 Sekunden fertigen Mörtel, den man nur kurz mit der Kelle durchschlagen muss.“ Elektrische Mischer haben ausgedient.
Das neue Produkt ist rund 25 Prozent ergiebiger
Der Trick ist, dass die vielen Hohlräume im Leichtzuschlag das Wasser aufsaugen. „Diese Kapillarwirkung kennt man zum Beispiel vom Katzenstreu“, erklärt Boenkendorf. Bis herkömmlicher Mörtel verarbeitungsfertig ist, dauert es fünf Minuten. Die Pellets sind zwar teurer als loser Mörtel, aber „um rund 25 Prozent ergiebiger“.
Seit 2009 tüftelte er mit einem fünfköpfigen Team an dieser staubfreien Variante. Ende des nächsten Jahres soll der Pellet-Mörtel im Handel erhältlich sein.