Aachen. Textilien – daraus schneidert man Kleidung oder dekoriert Sofa und Fensterfronten. Das war’s? Keineswegs. Stoffe sind heute nicht nur schön, als technische Textilien stecken in ihnen immer öfter Funktionen: Sie verstärken Windräder, machen Autos leichter oder schützen vor Hitze und Feuer.

In Zukunft werden damit sogar Häuser gebaut: „Wir stehen vor einer Baurevolution mit Fasern“, sagt Klaus Jansen vom Forschungskuratorium Textil in Berlin. Wie werden wir also in Zukunft wohnen? AKTIV stellt fünf Beispiele vor.

Gitter stärken Beton

Anstelle von Stahl stecken Textilgitter etwa aus Karbon in Hauswänden. „Die nächste Generation von Bauwerken wird mit Karbon bewehrt“, so Professor Manfred Curbach vom Dresdener Institut für Massivbau. Vorteil des Textilbetons: Er ist leichter und rostet im Gegensatz zu Stahlbeton nicht. Die Zementmenge verringert sich um 70 Prozent.

Membran wärmt Haus

Bei der porösen Dach-Membran des „Eisbär-Pavillons in Denkendorf (Baden-Württemberg) funktioniert das schon. Sie ist dem Eisbärfell nachempfunden. Der Trick: Die äußere Gebäudehaut lässt Sonnenstrahlen durch, die auf ein schwarz beschichtetes Textil treffen. Dort nimmt die vorbeiströmende Luft die Wärme auf. „Eine halbe Stunde Wintersonne reicht, um die Luft unter der Fläche auf 100 Grad zu erhitzen“, so Thomas Stegmeier vom Institut für Textil- und Verfahrenstechnik ITV in Denkendorf. Andererseits isoliert die Membran im Sommer so gut, dass der Pavillon stets angenehm temperiert ist.

Fasern erzeugen Licht

Forscher des Instituts für Textiltechnik (ITA) in Aachen bringen den Beton sogar zum Leuchten. Sie verlegen darin lichtleitende, optische Fasern. Das blickdichte Material erscheint so durchsichtig. Das Prinzip funktioniert auch mit Karbonparkett. Der Faserverbundstoff sieht aus wie Holz mit Astloch-Optik. „Die kann mit Plexiglas-Fäden hinterleuchtet werden. Das ergibt einen besonderen Lichteffekt“, erklärt Mesut Cetin, ITA-Mitarbeiter und Erfinder des Parketts.

Fensterrollos leuchten

Wie Fasern können auch Beschichtungen Licht abgeben – zum Beispiel in Rollos. In der Beschichtung sind Spezialpigmente enthalten. Werden diese mit Strom versorgt, strahlen sie. Der Markisen-Hersteller Schmitz-Werke (Emsdetten) entwickelt zusammen mit der Fachhochschule Niederrhein in Mönchengladbach ein solches Rollo. Tagsüber kann es Licht aussperren, nachts Licht erzeugen. „Das wäre ein echter Zusatznutzen“, so Stefan Ruholl, Betriebsleiter bei den Schmitz-Werken.

Garne verhindern Schimmel

Der Gewebehersteller Kümpers aus Rheine hat ein Textil entwickelt, das über Sensoren die Raumfeuchte prüft. Bei Bedarf erwärmt sich im Gewebe ein Garn – und verhindert so Schimmelbildung. Die ans Stromnetz angeschlossene Textil-Heizung bringt großen Nutzen. Derzeit verursacht Schimmel allein in Wohngebäuden 8 Milliarden Euro Renovierungskosten im Jahr.