Balve/Neuenrade. „Es kann nicht sein, dass ein Jugendlicher eine Ausbildungsstelle ablehnt, weil der Betrieb nicht gut erreichbar ist.“ Seitdem Özgür Gökce, Geschäftsführer des Märkischen Arbeitgeberverbands (MAV), in Unternehmen von solchen Fällen gehört hat, hat es ihm keine Ruhe gelassen. Er hat eine Lösung gesucht, und die rollt seit Anfang September auf der Straße – in Form von Shuttle-Bus, E-Bike und E-Scooter.

„MAV macht mobil“ heißt das Pilotprojekt, mit dem der MAV gemeinsam mit den Stadtwerken Menden und Balve sowie der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) die Erreichbarkeit von Arbeitsplatz, Lehrwerkstatt und Berufsschule im ländlichen Raum verbessern will. In der ausgewählten Modellregion Neuenrade/Balve sind Firmen wie Schniewindt und Rickmeier angesiedelt – starke Unternehmen, aber ein bisschen „ab vom Schuss“. Das trifft besonders die Auszubildenden, die oft auf dem Dorf wohnen und keinen Führerschein haben.

Mit dem Shuttle eine Stunde Fahrzeit zum Berufskolleg gespart

Schniewindt-Azubi Jonas Timmermann, gerade 16 Jahre alt geworden, ist so ein Fall. Die Fahrt zum Unternehmen klappt, aber das Berufskolleg in Iserlohn ist für ihn schlecht erreichbar. „Ich bin einmal mit dem Bus gefahren. Das hat eineinhalb Stunden gedauert. Seitdem hat mich immer jemand aus der Familie hingebracht“, erzählt der angehende Industriekaufmann. Jetzt nutzt er morgens den Shuttle-Bus, der zweimal in der Woche die Strecke Neuenrade-Balve-Iserlohn bedient. „Da fahre ich nur eine halbe Stunde, und ich bin pünktlich da“, so Timmermann

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Der Bus ist einer von vier Bausteinen, mit denen der Verband die Azubi-Mobilität zunächst für Einzelfälle in der Pilotregion verbessern will. „Wir setzen auf die Verzahnung mehrerer kleiner Angebote“, sagt Gökce.

Dazu gehört die Bereitstellung von E-Bikes für die teilnehmenden Betriebe in Neuenrade und Balve. Wer einen längeren Fußweg, etwa vom Bahnhof zur Lehrwerkstatt, hat, kann zukünftig einen E-Scooter nutzen. Und der ÖPNV wird für die Arbeitnehmer attraktiver: Neben dem bereits bestehenden Azubi-Ticket bieten MAV und MVG ein Job-Ticket für 59 Euro an. Mindestens fünf Personen pro Firma müssen sich für das Angebot melden.

Betriebe wie Rickmeier und Schniewindt setzen in das Projekt große Hoffnungen

Die Unternehmerinnen Christiane Schulz (Rickmeier) und Sarah Schniewindt hoffen, dass das Projekt hilft, gute Mitarbeiter an die Region zu binden. Und dass es vielleicht sogar den ländlichen Raum als Arbeitsplatz auch bei jungen Leuten aus dem Ruhrgebiet attraktiver macht, die dort keine Lehrstelle finden. Das Pilotprojekt läuft zunächst bis zum Jahresende. Dann sollen die Erfahrungen – möglicherweise als Vorstudie zu weiteren Projekten – ergebnisoffen ausgewertet werden.

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Mobil auf dem Land

Pilotprojekt des MAV: Mit Shuttle-Bus, E-Bike und Scooter zum Ausbildungsplatz

MItgliedsunternehmen, die sich für das Projekt interessieren, können sich unter Tel. 02371/829171 melden.