Bonn. Es steht eine technische Revolution bevor: Wenn mit 5G die fünfte Generation der Mobilfunkstandards kommt, können Daten in bisher unvorstellbaren Mengen übertragen werden. Die braucht etwa ein Chirurg, der per Joystick aus kilometerweiter Entfernung einen Patienten operiert. Oder ein Schnellzug, der ohne Lokführer durch Deutschland rast.
Alles global vernetzt und in Echtzeit
Schon 2020 soll es so weit sein. Dann folgt 5G auf den aktuellen Mobilfunkstandard 4G, bekannt auch als LTE. Zur Erinnerung: Mit der ersten Handy-Generation konnte man nur telefonieren, bei der zweiten gab es Textnachrichten als SMS. Die dritte Generation machte mit UMTS mobiles Internet möglich. 5G wird es noch schneller machen und so die Voraussetzungen für das sogenannte Internet der Dinge schaffen.
Stichwort: Industrie 4.0. „Bei 5G steht eben nicht nur die Kommunikation unter Menschen, sondern gerade auch die unter Maschinen im Fokus“, erklärt Christian Fischer, Sprecher der Telekom. Dazu gehören Industrieanlagen, selbstfahrende Autos oder eben ferngesteuerte medizinische Geräte. „Priorität bei der Entwicklung haben Schnelligkeit und Zuverlässigkeit“, so der Experte. Alles global miteinander vernetzt und in Echtzeit.
- Reaktionszeit: Zehnmal schneller als bisher gelangen die Daten vom Sender zum Empfänger. „Das ist zum Beispiel für das autonom fahrende Auto extrem wichtig“, so Fischer. Mit dem heutigen 4G-Standard würde es bei 100 Stundenkilometer Geschwindigkeit noch drei Meter zurücklegen, bis es eine Vollbremsung einleitet. Mit 5G wären es nur noch ein paar Zentimeter.
- Leistungsfähigkeit: Die Zahl der Nutzer, ob Mensch oder Maschine, wird sich vertausendfachen. Der Datenverkehr braucht viel mehr Platz, wenn auch Ampeln und Industrieanlagen Informationen senden. Die Funkzellen der heutigen Generation könnten alle diese Teilnehmer nicht annähernd gleichzeitig bedienen.
- Stabilität: Wenn ganze Stadtverwaltungen, Krankenhäuser, Flugzeuge und Fabriken über das Internet gesteuert werden, bergen ein Netz-Ausfall oder ein Funkloch extrem hohe Risiken. „Die Zuverlässigkeit und Sicherheit sind das A und O“, versichert Fischer.
- Bandbreite: Die Übertragungsrate steigt enorm. „Davon profitieren auch Verbraucher, mit mehr Komfort und Unterhaltungsangeboten, die bisher so nicht möglich waren.“, so Fischer. Dazu gehören Videospiele, die eine virtuelle Realität entstehen lassen. Downloads werden superschnell. Ein Spielfilm startet unmittelbar auf dem Handy.
- Effizienz: „Der Umbau unserer Infrastruktur hilft uns, bis zu 30 Prozent Energie einzusparen“, sagt der Experte. „Auch die Industrie experimentiert mit sparsamen Bauteilen, damit der Akku länger hält.“
Die Zeit der Hotspot-Suche und der Frage „Habe ich vier oder gar keinen Balken?“ ist vorbei. WLAN gibt es immer, so wie frische Luft.
Die Zukunftsperspektive ist vielversprechend. Schließlich verheißt das Super-Netz einen Milliardenmarkt. Die Ideenschmiede für Geschäftsmodelle sitzt in Dresden. Im sogenannten 5G-Lab entwickeln 600 Forscher aus der ganzen Welt gemeinsam mit 50 Partnern aus der Industrie Anwendungsmöglichkeiten. Dieses einzigartige Kompetenzzentrum zeigt, dass auch in Deutschland die Entwicklung des Internets vorangetrieben wird – nicht nur im fernen Silicon Valley.