Remscheid. Mit einem Roboter fing es vor 17 Jahren an. Nach und nach hat Famag, ein Werkzeug-Hersteller aus Remscheid, seine ganze Produktion automatisiert. Heute fertigt der 45-köpfige Betrieb Bohrer und andere Werkzeuge für die Holzbearbeitung an CNC-Maschinen – mit Roboterunterstützung. „Wir haben hier das Neueste vom Neuen“, sagt Facharbeiter Francesco Luciano stolz, „damit wir immer auf dem Stand und wettbewerbsfähig sind.“

An der Drehmaschine bearbeitet Luciano Holzbohrer, die Spezialität seines Arbeitgebers. Bei Handwerkern gilt der Mittelständler Famag als Premiummarke. „Wir bekommen jede Menge Dankesbriefe aus aller Welt“, erzählt Firmenchef Thomas Pomp. Natürlich haben die Werkzeuge ihren Preis wie Luxuszigarren in edlen Holzkisten. „Aber wir haben bewiesen, dass man Qualitätswerkzeuge made in Germany wirtschaftlich herstellen kann.“

Mit radikaler Modernisierung Betrieb aus Krise geführt

Vor Jahren sah das anders aus. „Unsere Produktion war völlig veraltet“, erzählt Pomp. Kurzum, der traditionsreiche Betrieb steckte tief in der Krise. Technikchef Thomas Pomp und Vertriebsleiter Ralf Hunke kauften ihn 2003 und entschieden sich zur radikalen Modernisierung. Hatte man früher die komplizierte Geometrie eines Bohrers aufwendig von Hand geschliffen, erledigt das heute die CNC-Maschine in Sekunden und ohne Fehler. Roboter legen Teile ein und entnehmen sie, sodass die Mitarbeiter Kopf und Hände frei für andere Aufgaben haben. Und hat man etwas Neues ausgetüftelt, ist der Prototyp am 3-D-Drucker schnell hergestellt.

Auf diese Weise stemmen sich die beiden Inhaber gegen den Trend, Werkzeugproduktion in Billiglohnländer auszulagern. „Denn so gibt man das Know-how nicht aus der Hand und ist motivierter, das Produkt weiterzuentwickeln“, sagt Hunke.

Die Region rund um Remscheid ist eine traditionelle Hochburg für Werkzeuge. Vor 30 Jahren gab es noch Tausende Firmen. Heute gehören rund 110 Werkzeughersteller mit Produktion in Deutschland zum Fachverband mit Sitz in Remscheid. „Wenn man nicht aufpasst, fressen die Personalkosten am Standort einen auf. Einfache Automatisierungslösungen rechnen sich dagegen oft schon nach zwei Jahren“, sagt Pomp.

Stellen geschaffen trotz Automatisierung

Wie das geht, gucken sich immer mehr Mittelständler aus der Region bei Famag ab. Die Firma hat daraus ein zweites Standbein gemacht. Sie kauft Roboter zu und passt sie inklusive Schutzzaun den Wünschen der Kundschaft an. Zudem schult sie die Werker. „Wir sind glaubwürdig, weil wir alle Probleme aus eigener Erfahrung kennen“, sagt Pomp, während der Mechatroniker Thomas Lechner gerade an einem Greifer arbeitet: „Ich passe sie an die Teile an, die sie draußen beim Kunden packen müssen“, sagt er.

Und gehen durch die intelligenten Maschinen nicht Arbeitsplätze verloren? Bei Famag zumindest ist die Belegschaft im Zuge der Modernisierung bisher nicht geschrumpft. Sondern sogar um sechs Personen gewachsen. Lechner etwa gehört seit einem Jahr dazu.