Freiburg. Viele Betriebe suchen Fachkräfte in anderen Ländern, weil sie hier nicht mehr fündig werden. Wie schwierig ist das – und was bringt jetzt das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz? aktiv sprach darüber mit Sandra Megahed, die beim Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Freiburg Unternehmen unterstützt.
Sie sind Projektleiterin bei der Initiative „career-in-bw“. Worum geht es da genau?
Wir bieten in ganz Baden-Württemberg eine kostenlose Erstberatung für alle Unternehmen, die sich für Fachkräfte aus dem Ausland interessieren. In einem zweiten Schritt rekrutieren wir dann auch aus ausgewählten Ländern, wie etwa Spanien oder El Salvador, wenn beispielsweise ein Betrieb IT-Fachkräfte braucht. Hierbei handelt es sich dann um eine kostenpflichtige Dienstleistung, die darüber hinaus auch Sprachförderung und weitere Module zur beruflichen Integration umfassen kann.
Das klingt nach Detektivarbeit. Wie finden Sie denn die richtigen Leute?
In der Tat steckt dahinter ein großer Aufwand, angefangen bei der Vorbereitung und Recherche: Erst einmal muss man ja wissen, in welchen Ländern es überhaupt welche Fachkräfte gibt. Wir sind aber Teil eines großen Netzwerks, im Ausland arbeiten wir mit anderen Bildungsträgern, Agenturen, Berufs- und Sprachschulen sowie Universitäten zusammen. Zudem zeigen wir Präsenz auf einschlägigen Veranstaltungen im Ausland, wie Jobmessen.
Wie lange dauert es, bis dann jemand aus der Ferne wirklich einen Job in einem hiesigen Betrieb antritt?
Das ist sehr unterschiedlich, es hängt von der Qualifikation ab und davon, ob die Person bereits über Deutschkenntnisse verfügt. Die Zeitspanne reicht von wenigen Monaten bis zu einem Jahr.
Bringt das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz mehr Tempo rein?
Wir sind da selbst gespannt. Wir gehen schon davon aus, dass die Bürokratie irgendwann schneller ablaufen wird als bisher, dafür wird viel getan. Und einige neue Regelungen sind ein großer Gewinn: Zum Beispiel, dass jetzt nicht mehr nur Akademiker als Fachkräfte gelten, sondern auch Menschen, die eine Ausbildung haben oder eine machen wollen. Außerdem dürfen solche Leute jetzt schon zum Zweck der Arbeitsplatzsuche einreisen.
Werden also bald mehr ausländische Fachkräfte von allein bei Firmen anklopfen?
Na ja, es gibt schon noch viele Hürden. Aber im Ausland wird mit Sicherheit wahrgenommen, dass sich hier etwas verändert und die Bedingungen einfacher werden. Auch bei den Unternehmen spüren wir, dass das Interesse zunimmt – wir haben mehr Anfragen von Firmen.
In der Bevölkerung gibt es sicher noch Befürchtungen, dass Ausländer einheimische Arbeitskräfte verdrängen …
In der Regel ist es aber so, dass die ausländischen Kräfte die Lücken füllen und damit eine Entlastung bringen. In Branchen und Berufsfeldern mit besonders hohem Fachkräftemangel sieht man, wie dramatisch die Situation sonst wäre: Im MINT-Bereich, im Gastgewerbe oder in der Pflege beispielsweise würde Arbeit liegen bleiben, wenn es die Kollegen aus anderen Ländern nicht gäbe.
Hilfe für Betriebe
Das Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft hat seit vielen Jahren Erfahrung in der Rekrutierungsberatung und Integration von Zugewanderten in den deutschen Arbeitsmarkt.
Das Team von career-in-bw unterstützt Betriebe und ihre internationalen Fachkräfte beim Jobstart und den wichtigsten Schritten der Integration.
Das Internet bietet solide Infos: unter biwe.de und make-it-in-germany.com