Deizisau. Mit prüfendem Blick hält Johann Pusch ein großes Kochmesser an das Schleifband der Maschine, um der Klinge die erforderliche Schärfe zu verleihen. Handarbeit ist auch in Zeiten von Industrie 4.0 eines der Erfolgsgeheimnisse von Friedr. Dick.

Das 1778 gegründete Traditionsunternehmen aus Deizisau südöstlich von Stuttgart ist einer der weltweit führenden Hersteller von Profimessern, Wetzstählen, Schärf- und Abziehmaschinen oder Spezialwerkzeugen etwa für Gold- und Hufschmiede.

Allerdings stehen nur wenige Meter von Puschs Arbeitsplatz entfernt in einer anderen Halle auch Roboter: Die Maschinen bearbeiten Messerklingen vollautomatisch in mehreren Arbeitsgängen. Nur der Wechsel der Klingen von einer Maschine zur anderen und die anschließende Qualitätskontrolle werden derzeit noch per Hand erledigt.

Produkte gehen in 84 Länder

Die Kombination aus Handarbeit – fast wie im Handwerksbetrieb – verbunden mit hoher Rationalisierung an anderen Stellen der Produktion mache die besondere Stärke von Dick aus, meint Steffen Uebele, der Vertrieb und Marketing leitet. So kann das Familienunternehmen beste Qualität und hohe Stückzahlen unter einen Hut bringen.

Denn es geht hier neben edlen Kochmessern für Profis und ambitionierte Hobbyköche um funktionale Werkzeuge für Metzger oder Arbeiter in der Fleisch-Industrie. Diese Geräte müssen zwar sehr scharf sein, dürfen aber nicht so viel kosten. „Messer im Schlachthof haben durch ständiges Schärfen oft nur wenige Wochen Lebensdauer“, erklärt Uebele.

Entsprechend groß sind der Bedarf und auch die Stückzahlen, die die 180 Mitarbeiter am Hauptsitz in Deizisau herstellen: 1,85 Millionen Produkte verlassen das Werk im Jahr, rund 70 Prozent davon sind Messer. Dick-Produkte haben weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Inzwischen wird in 84 Länder geliefert. Der Exportanteil steigt stark und liegt laut Uebele inzwischen bei rund zwei Drittel des Umsatzes.

Ein gutes Messer machen nach Einschätzung des Vertriebschefs vor allem zwei Faktoren aus: das Ausgangsmaterial – also die verschiedenen Stähle – und der Verarbeitungsprozess. An den Legierungen, die jeweils auf die Eigenschaften des fertigen Messers abgestimmt sein müssen, arbeiten die Dick-Entwickler zusammen mit Partnern aus der Stahl-Industrie. Im Einzelfall kann es Monate dauern, bis alles passt.

Auch für die Verarbeitung lässt man sich Zeit und setzt auf große Sorgfalt, etwa bei den Härteprozessen. Für geschmiedete Kochmesser im Premiumsegment sind übrigens rund 50 Arbeitsschritte notwendig. Die edlen Messer entwirft der Betrieb meist ohne Hilfe externer Designer: „Die Messer sind inzwischen nicht nur bei Köchen, sondern auch bei Sammlern begehrt“, so Uebele.