Kirchhundem. Kaum zu glauben, dass sich dieser gut aussehende dunkle Typ mit gepflegtem Rauschebart und ruhigen grünen Augen schon des Öfteren mit Winnetou und Old Shatterhand geprügelt hat. Schon eher vermutet man ihn auf dem Titelbild eines Katalogs. Das Beste: Beides stimmt!

Dabei ist Eyüp Bolatli trotz dieser schillernden Auftritte echt bodenständig. In seinem Hauptberuf ist der 28-Jährige Metaller. Der gelernte Verfahrensmechaniker arbeitet Tag für Tag bei Mennekes im sauerländischen Kirchhundem. Das ist ein Hersteller von Steckvorrichtungen, der weltweit rund 1.000 Mitarbeiter hat, davon 620 am Firmensitz Kirchhundem.

Hier hat Bolatli eine Schaltfunktion inne. Er ist Koordinator für den Prototypenbau in der Unternehmens-Sparte Automotive, die auch Kupplungen für Elektro-Autos herstellt: „Ich halte die Fäden in der Hand und organisiere alles, damit aus einer Zeichnung ein guter Prototyp wird, der dann später in Serie gehen kann“, erzählt der junge Mann.

Fokussiert sein – das ist Bolatlis „Lieblingszustand“, wie er es ausdrückt. Genau das brachte ihn für viele Jahre auf die Bühne der Karl-May-Festspiele in Elspe. Der Wunsch stand fest, nachdem er als Teenie den „Schatz im Silbersee“ gesehen hatte. Seinen Onkel bat er, ihm das Reiten beizubringen. Zusätzlich erwarb er den schwarzen Gürtel in Taekwondo. Er bewarb sich als Reiter im Stuntteam und hatte nach zehn Minuten den Job. Bis letztes Jahr spielte er Gangster und Indianer – und mit Promis wie Martin Semmelrogge („Das Boot“) zusammen.

Langweilig wird’s nie im Job – so half Bolatli beim Umzug im fernen China

Fragt man Eyüp Bolatli, wieso gerade er den Sprung auf die Bretter, die die Welt bedeuten, geschafft hat, dann nennt er zwei Gründe: „Wenn ich etwas will, dann versuche ich, alles zu geben, um Erfolg zu haben. Und es gibt in Deutschland nicht viele Türken, die reiten können. Außer vielleicht Erol Sander, der ja auch schon den Winnetou in Bad Segeberg gespielt hat.“

Trotz seiner außergewöhnlichen Hobbys schätzt es der Mechaniker mit Wurzeln am Schwarzen Meer, in einem Familienunternehmen zu arbeiten: „Die Metall- und Elektrobranche ist zukunftssicher. Und meine Firma ist am guten Fortkommen der eigenen Mitarbeiter interessiert und bietet ihnen viele Chancen.“ So war er denn beispielsweise für einige Wochen in China, um den Umzug eines Tochterunternehmens zu koordinieren.

Nachdem ihm seine Freunde vom Theater vor zwei Jahren sagten: „Hey Junge, du siehst gut aus. Bewirb dich als Model!“, hat Eyüp sein neues Hobby gestartet – erneut fokussiert und erfolgreich. Seine Unterlagen werden bei renommierten Kölner und Düsseldorfer Agenturen geführt. Die Branche ist schwierig, die Konkurrenz groß und dass es nicht einfach ist, einen Modeljob zu bekommen, hat der 1,82-Meter-Mann erkannt.

Und doch hat er auch in seinem neuen Metier schon erste Aufträge ergattert. So ziert er als Koch das Titelfoto eines führenden Herstellers für Arbeitsbekleidung. Oder räkelt sich mit einem Bier in der Hand auf der Couch für einen internationalen Kühlschrankhersteller.

Sein Arbeitgeber verfolgt das Engagement mit Wohlwollen. Inga Riedel von der Unternehmenskommunikation: „Mennekes findet es gut, wenn die Mitarbeiter sich engagieren und weiterentwickeln.“ Und was sagen die Kolleginnen und Kollegen?

Sie sehen es ähnlich. „Die Männer fragen dann ‚Wie machst du das?‘. Und die Frauen wundern sich: ‚Hätte nicht gedacht, dass du das machst!‘“, schmunzelt Bolatli.

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf? 

Ich lebe in einer Region, in der die Metall- und Elektro-Industrie zu Hause ist. Da lag es nahe, bei einer so namhaften Firma wie Mennekes die Ausbildung zu machen.

Was reizt Sie am meisten?

Es bleibt immer spannend, weil kein Prototyp wie der andere ist. Dabei liebe ich die Herausforderung, gleichzeitig mit vielen Partnern im Gespräch zu sein bei der Suche nach der besten Lösung.

Worauf kommt es an?

Auf Fachwissen und Organisationstalent. Das ist wie bei einem Jongleur: Ich versuche, die Bälle in der Luft zu halten.