München. Das wirtschaftliche Umfeld für die bayerische Metall- und Elektroindustrie (M+E) wird deutlich ungemütlicher. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der bayerischen M+E-Arbeitgeberverbände bayme vbm. „Die konjunkturelle Lage hat sich bereits spürbar abgekühlt. Unsere Unternehmen erwarten eine weitere Verschlechterung“, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer von bayme vbm.
Insbesondere im Inland trübt sich die Lage ein. Die Unternehmen sind deutlich pessimistischer. In der nach Betriebsgröße gewichteten Umfrage beurteilen nur noch 27 Prozent der Befragten ihr Geschäft als „gut“ und 12 Prozent als „schlecht“. Der Saldo liegt mit 15 Punkten rund 30 Zähler unter dem Wert der Winter-Umfrage vor einem halben Jahr.
Folgen für Beschäftigung, Produktion und Investitionen
Die Erwartungen sanken im vergleichbaren Umfang und sind mit einem Saldo von -12 bereits negativ. Es rechnen also mehr Betriebe in Zukunft mit schlechteren Geschäften als mit besseren. Und das gilt auch fürs Ausland. Dort sank der Saldo allerdings etwas geringer, um 24 Punkte auf -4.
Die deutlich schlechtere Stimmung in den Betrieben bleibt nicht ohne Folgen. „Die pessimistischen Erwartungen der Betriebe führen dazu, dass sie im Inland weniger produzieren und investieren wollen“, erklärt Brossardt. „Wir gehen deshalb davon aus, dass die Produktion in der bayerischen M+E-Industrie im laufenden Jahr um 1 Prozent zurückgehen wird.“
Auch der kontinuierliche Beschäftigungsaufbau der vergangenen Jahre hat zuletzt an Schwung verloren und droht, in den kommenden Monaten zu enden. „Die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt ist größer, als man derzeit an den Statistiken ablesen kann“, sagt Brossardt. „Arbeitszeitkonten werden abgebaut, die Zeitarbeit wird massiv zurückgefahren, in unseren Geschäftsstellen häufen sich die Anfragen zum Thema Kurzarbeit und Stellenabbau.“
Im Ausland sind die Pläne für Beschäftigung, aber auch für Produktion und Investitionen deutlich ambitionierter als im Inland. Für Brossardt ist daher klar: „Mit dem konjunkturellen Abschwung rückt die Standortfrage wieder in den Fokus.“ In den vergangenen Jahren habe man in Deutschland und Bayern deutlich an Wettbewerbsfähigkeit verloren.
„Unsere Unternehmen müssen bei uns mit wesentlich schwierigeren Bedingungen zurechtkommen als ihre internationalen Konkurrenten“, beklagt der Arbeitgeber-Chef und verweist auf eine aktuelle Studie. Demnach hat die deutsche M+E-Industrie im Vergleich mit ihren wichtigsten internationalen Wettbewerbern die höchsten Arbeitskosten, die zweithöchste Unternehmenssteuerlast, die dritthöchsten Stromkosten und eine weit überdurchschnittliche Regulierung des Arbeitsmarkts zu verkraften.
Eine Antwort auf die künftigen Herausforderungen ist mehr Flexibilität
Um die Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Industriestandorts zu stärken, verlangt Brossardt Bewegung in vielen Bereichen. Eine Forderung: „Wir brauchen modernere und wettbewerbsfähige Tarifverträge.“ Sie müssten unter anderem weniger komplex sein, individuelle Lösungen auf betrieblicher Ebene zulassen und nur Mindestbedingungen festlegen.
Denn eine Antwort auf die kommenden Herausforderungen ist für Brossardt ein deutlich höheres Maß an betrieblicher Flexibilität. Tarifliche Entgelte etwa sollten stärker an die wirtschaftliche Lage gekoppelt werden. Auch der Gesetzgeber müsse Flexibilität ermöglichen – etwa indem er die geplante Einschränkung befristeter Arbeitsverträge unterlässt und offenere Regeln für die Verteilung der wöchentlichen Arbeitszeit schafft.