München. Ohne Ergebnis ist am 11. September die erste Verhandlung in der Tarifrunde der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (M+E) zu Ende gegangen. „Wir hatten einen konstruktiven Austausch“, kommentierte Angelique Renkhoff-Mücke, Verhandlungsführerin des bayerischen M+E-Arbeitgeberverbands vbm. Auch IG-Metall-Verhandlungsführer und Bezirksleiter Bayern, Horst Ott, begrüßte die respektvolle Atmosphäre, in der die Sozialpartner ihre Argumente vorgetragen hatten.
Beide Seiten waren sich über die derzeitige schwierige Wirtschaftslage einig. „Die Lage ist ernst und die Aussichten trüb“, fasste Angelique Renkhoff-Mücke für die Arbeitgeberseite zusammen. „Wir sehen eine konjunkturelle und strukturelle Talfahrt, die die Unternehmen an die Belastungsgrenze bringt.“ Die IG-Metall-Forderung von 7 Prozent mehr Lohn verkenne allerdings die wirtschaftlichen Realitäten in der Breite der bayerischen M+E-Industrie.
Entscheidend für die Tarifrunde sei, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht durch einen zu hohen Abschluss gefährdet wird. Schon heute ist die De-Industrialisierung in vollem Gang. Seit Jahresbeginn baut die bayerische M+E-Industrie Beschäftigung ab. Renkhoff-Mücke betonte: „Wir malen nicht schwarz, wir sehen nur klar: Die Wirtschaftsforschungsinstitute sehen Deutschland auf der Stelle treten. Das bereitet uns Sorgen um unseren Standort, die auch die IG Metall haben sollte. Kein Wachstum bei steigenden Kosten, das hält kein Betrieb durch.“
Beschäftigungsabbau zeigt, dass Lohnkosten sehr wohl ein Standortfaktor sind
Die M+E-Industrie in Bayern befindet sich derzeit nicht nur in einer Rezession, sondern auch in einer veritablen strukturellen Krise. Zu hohe Lohn- und Lohnzusatzkosten belasten die Betriebe, ebenso die Herausforderungen etwa durch die Transformation. Dazu kommt die seit 2017 um 2,5 Prozent gesunkene Produktivität. „Kostensteigerungen können nicht einfach an Kunden weitergegeben werden“, erklärte Renkhoff-Mücke. „Der Beschäftigungsabbau seit Jahresbeginn sollte eine Mahnung sein, dass entgegen der Behauptung der IG Metall Lohnkosten sehr wohl ein Standortfaktor sind.“ Die Einnahmen müssten höher als die Ausgaben sein. „Ansonsten bleibt kein Gewinn für Investitionen und Innovationen.“
Für die Verhandlungsführerin ist klar: „Wir werden nur mit einem maßvollen Abschluss die Balance zwischen den Interessen der Beschäftigten und denen der Unternehmen halten können. Oberste Priorität in diesen Zeiten hat für uns die Unternehmenssicherung und damit auch die Beschäftigungssicherung.“
Tarifpartner müssen Verantwortung übernehmen
Wichtigstes Ziel in dieser Tarifrunde aus Sicht der Arbeitgeber ist, dass ein Abschluss mit Augenmaß gefunden wird, der den Standort Bayern und die bayerische M+E-Industrie stärkt und wieder zurück nach vorne an die Spitze im internationalen Standortvergleich bringt. Renkhoff-Mücke überreichte daher symbolisch zu Verhandlungsbeginn an IG-Metall-Bezirksleiter Ott einen Pfeil mit dieser Forderung und forderte: „Die Tarifpartner müssen die Verantwortung übernehmen, um die Lage zu verbessern.“
Wie es am Standort Bayern aussieht und warum ein maßvoller Abschluss sinnvoll ist, erklärt der Arbeitgeberverband ausführlich auf seiner Kampagnenseite zur Metall-Tarifrunde 2024.
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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