Oberkirch. Er liebt den Geruch von Metall und das Steuern von Hightech-Maschinen. Und er weiß: Die Formeln vorn an der Tafel muss er lernen, damit er in seinem Traumberuf arbeiten kann. Dass er mit 28 noch mal Mathe paukt, wird ihm viele Wege öffnen. Cemal Babacan sitzt mit 13 Kollegen im Unterricht. Aber nicht in irgendeiner Schule – sondern bei seinem Arbeitgeber, dem Progress-Werk Oberkirch (PWO) im Schwarzwald.

Der internationale Automobil-Zulieferer bietet seit letztem Herbst in Pilotfunktion eine Teil- und Nachqualifizierung für An- und Ungelernte in der Produktion. Als Babacans Führungskraft ihn fragte, ob das etwas für ihn wäre, war ihm sofort klar: „Das ist die Chance meines Lebens!“ Babacan ist schon seit 2010 bei PWO. Er kam zunächst als Zeitarbeiter, wurde dann als Maschinenbediener übernommen. In dieser Welt fühlte er sich zu Hause. Das gefiel ihm viel besser als das, was er eigentlich gelernt hat!

Er wünschte sich bessere Perspektiven für die Zukunft

„Ich hatte nach der Schule einfach mal eine Ausbildung zum Maler und Lackierer gemacht“, erzählt Babacan und seufzt, „das war aber nicht das Richtige für mich. Ich möchte einfach mehr Zukunftsperspektiven haben.“ Jetzt kann er bei PWO in sieben Modulen (mit je drei Monaten Dauer) die Ausbildung zum Stanz- und Umformmechaniker machen – die ist übrigens ganz neu. In diesem Jahr gibt’s die ersten Absolventen in diesem Beruf.

„Es ist einfach faszinierend, wie aus einem Stück Blech ein Hightech-Teil für Autos wird“, schwärmt Babacan. Und genau damit beschäftigt sich ein Stanz- und Umformmechaniker: Er bekommt zum Beispiel zur Aufgabe, an einer Motorengehäuseherstellung mitzuwirken. Er rüstet Maschinen und Werkzeuge und bereitet sie zur Serienfertigung vor. Die Planung der nötigen Arbeitsschritte, die Festlegung der Geschwindigkeiten und Verformungen, die Bestückung der Maschinen und die Überwachung der Herstellprozesse gehören ebenfalls zu seinen Aufgaben.

Mit diesem Know-how kann man bei PWO bis zum Maschinengruppenleiter oder Produktionsverantwortlichen aufsteigen. Der dreijährige Ausbildungsberuf passt nicht nur für Babacan wie maßgeschneidert, sondern auch für PWO. Das Unternehmen produziert neben Motorengehäusen auch viele andere Hightech-Metallteile und Leichtbaukomponenten für Sicherheit und Komfort im Auto.

PWO beschäftigt am Stammsitz rund 1.500 Leute, weltweit sind es 3.300. Viele der Fahrzeugteile werden in Pressen hergestellt. Ulrich Schindler leitet hier die gewerblich-technische Ausbildung. Als er 2013 mitbekam, dass Unternehmen in Dortmund den Beruf erstmals anboten, fasste er den Entschluss: „So eine Ausbildung brauchen wir unbedingt auch!“

Denn: „Dieses Berufsbild passt einfach perfekt auf unser Anforderungsprofil in ganz vielen Bereichen“, erklärt Schindler. Also tat er sich mit den Beruflichen Schulen Kehl zusammen und erreichte mit ihnen gemeinsam, dass dort eine Fachklasse speziell für angehende Stanz- und Umformmechaniker eingerichtet wurde. Die lernt jetzt zunächst ohne Lehrbücher, denn die gibt’s noch gar nicht. Bei PWO haben nun seit 2014 schon 25 Leute diese Ausbildung begonnen, 14 von ihnen in Form der modularen Teil- und Nachqualifizierung. Wie Babacan.

Die Weiterbildung ist auch für Zeitarbeiter ideal

Diese Art der Weiterbildung will die Projektleiterin und stellvertretende Personalleiterin Elisabeth Spraul forcieren: „Die Anforderungen an die Produktion werden immer komplexer“, erklärt sie. „Wir wollen unsere an- und ungelernten Mitarbeiter und auch Zeitarbeiter dafür fit machen und mitnehmen.“ Praktisch: Weil PWO auch die Theorieteile selbst vermitteln kann, findet der Unterricht im eigenen Haus statt.

Für Babacan hat sich der Mut zur Weiterbildung schon gelohnt, denn für jedes abgeschlossene Modul gibt’s ein Zertifikat, das die Berufschancen verbessert. Er ist jetzt im zweiten Modul und sagt: „Ich bin neugierig auf alles, was noch kommt.“

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf? 

Meine Führungskraft fragte mich, ob ich eine Nachqualifizierung zum Stanz- und Umformmechaniker machen will.

Was haben Sie vorher gemacht?

Eine Lehre zum Maler und Lackierer. Aber das war nicht so mein Fall. Deshalb arbeitete ich dann zunächst als Maschinenbediener.

Was reizt Sie am meisten?

Aus einem Stück Blech ein wichtiges Hightech-Teil für Autos zu machen. Das ist einfach faszinierend.

Die Ausbildungswege der Metall- und Elektro-Industrie

  • Mehr als 200 000 junge Menschen machen derzeit eine Ausbildung in einem Beruf der Metall- und Elektro-Industrie.
  • Unter den fünf beliebtesten Berufen bei jungen Männern sind gleich drei Ausbildungsberufe dieser Branche: Kraftfahrzeug­mechatroniker, Industriemechaniker und Elektroniker.
  • Insgesamt bildet die Branche in mehr als 30 Berufen aus, vom Anlagenmechaniker bis zum Zerspanungsmechaniker.
  • Mehr Infos unter: ausbildung-me.de