Köln. Eine Forderung, seit dem Lockdown oft zu hören: mehr Geld für die Helden der Corona-Krise, wie Altenpfleger und Supermarktkassiererinnen. aktiv sprach darüber mit Hagen Lesch, Tarifexperte im Institut der deutschen Wirtschaft.
Warum werden Altenpfleger nicht besser bezahlt?
Laut aktueller Verdiensterhebung bekommen Fachkräfte in der Pflege pro Stunde 19,91 Euro. Das ist nicht wenig, aber in der Industrie verdient man deutlich mehr. Das liegt unter anderem daran, dass in den Industriebranchen flächendeckende Tarifverträge gelten, die zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgehandelt werden.
Die gibt es in der Pflege doch auch.
Nicht flächendeckend. Viele kleine Pflegedienst-Betriebe unterliegen keinen tariflichen Regelungen. Bei kirchlichen Trägern oder im öffentlichen Dienst gelten unterschiedliche Tarifverträge. Und viele Mitarbeiter kommen aus Osteuropa: eine Zuwanderung, die wir gerade in der Pflege ja dringend brauchen. Für diese Menschen sind die deutschen Löhne - im Vergleich zu denen in ihren Herkunftsländern - durchaus attraktiv.
Dennoch: Sollte diese Arbeit nicht mehr Geld wert sein?
Wenn es zu einem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag kommt, was der Bundesarbeitsminister ja anstrebt, werden die Pflegeanbieter die Kosten an die Krankenkassen überwälzen. Am Ende tragen dann wir alle die höheren Kosten: Die Arbeitnehmer müssen höhere Sozialbeiträge in Kauf nehmen. Und die Krankenhäuser oder Pflegedienstleister müssen höhere Lohnkosten tragen.
Wäre es im Handel einfacher, mehr zu zahlen?
Im Einzelhandel ist die Qualifikation oft niedriger. Es können recht schnell neue Leute angelernt werden, etwa als Kassiererinnen. Es gibt da keine Knappheit an Arbeitskräften. Zudem steht gerade der Lebensmitteleinzelhandel in einem starken Wettbewerb, die Gewinnspannen sind sehr gering. Höhere Löhne würden direkt zu höheren Preisen führen oder die Konzentration im Handel beschleunigen.