Wiesbaden. Ein neuer Kollege in der Produktion – wie schön! Doch schon bald gibt es Ärger: Der Neue will bewährte Abläufe ändern, neue Materialien ausprobieren und weiß am Computer alles besser. „Hier muss man gemeinsam Lösungen finden, sonst wird das die Atmosphäre vergiften“, rät Mediator Eric Morel.

Der Rechtsanwalt arbeitet beim Arbeitgeberverband HessenChemie in Wiesbaden. Er hat sich auf menschliche Konflikte in Betrieben spezialisiert. Bei den Sitzungen macht er von seinen juristischen Kenntnissen allerdings keinen Gebrauch und ist zur Neutralität verpflichtet: „Eine Mediation soll Probleme klären, Bedürfnisse erkennen und gemeinsam zu Lösungen führen“, erklärt er.

Gerade zwischen jungen und älteren, neuen und langjährigen Kollegen „knallt es öfter“, weiß Morel. In der Produktion ebenso wie auf der Führungsetage. Die Lösungen finden die Streitenden idealerweise selbst: „Die Beteiligten sind die Experten in ihrem Konflikt und wissen am besten, was sie brauchen“, so Morel. Wie aber entschärft man eingefahrene oder eskalierende Situationen? „Miteinander reden und zuhören“, so der Experte.

Was so leicht klingt, erfordert von den Beteiligten Offenheit und Mut. Morel: „Es muss alles auf den Tisch, ohne Ausnahme.“ Verschwiegenheit ist garantiert. Wer meint, das sei alles nur „Psychogeschwurbel“, irrt gewaltig. Morel: „Es geht um die Sache und darum, das Arbeitsleben positiv zu verändern.“ Denn eisiges Schweigen, Misstrauen oder gar Mobbing – das stresst und kann im schlimmsten Fall krank machen. Eine Mediation soll die Wende einläuten: „Es geht um Lebensqualität, das hilft allen Teilnehmern.“

Betroffene bitten die Personalabteilung um eine Mediation. Die ist als Dienstleistung des Arbeitgeberverbands kostenlos. Dann kommt Morel zum Vorgespräch ins Unternehmen.

Die eigentlichen Sitzungen dauern ein bis zwei Tage und finden außerhalb der Firma statt. Am Ende steht eine für alle Teilnehmer verbindliche Vereinbarung.

Dass die Mediation funktioniert, belegt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Beiten Burkhardt in Frankfurt: 33  Prozent der Teilnehmer von Mediationen gaben an, eine Lösung für ihr Problem gefunden zu haben. Weitere 27  Prozent sind immerhin einen Schritt weiter. Von einem „besseren gegenseitigen Verständnis“ sprechen 50  Prozent.

Mediation kann auch privat helfen, etwa bei Scheidung, Streit ums Erbe, mit dem Nachbarn oder dem Bauträger für das Eigenheim. Infos gibt der Bundesverband Mediation in Kassel.

Online: bmev.de