Gelnhausen. Matthias Ziegler strahlt. Sein lautes Lachen ist ansteckend. Man spürt die Begeisterung des 28-Jährigen für den Job und den Rohstoff Kautschuk. Vielleicht hätte er schon deshalb den Preis der deutschen Kautschukindustrie verdient. Ziegler gehört zu den drei besten Absolventen des Jahrgangs 2019 an der Technikerschule für Kunststoff- und Kautschuktechnik der Beruflichen Schulen Gelnhausen (BSG). Die Note 1,2 hat die Juroren vom Arbeitgeberverband der Kautschukindustrie (ADK) überzeugt.

Eigentlich hatte Matthias Ziegler mit Technik nichts im Sinn. Das Studium des Internationalen Vertriebsmanagements brach er nach drei Semestern ab. „Mir fehlte die Lust“, sagt er kurz.

Viel lieber wollte er Geld verdienen und jobbte deshalb beim Kautschukunternehmen KUKT in Gelnhausen: „Mir macht die Arbeit in der Industrie viel mehr Spaß, als den ganzen Tag trockene Theorie zu büffeln.“ Seine Vorgesetzten machten ihm ein Angebot: erst eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker, anschließend möglichst schnell eine Qualifizierung zum Techniker.

Vollzeitausbildung zum staatlich geprüften Techniker

Aus Lust wurde Liebe zum Werkstoff. Mit dem Vorurteil, Kautschuk sei schwarz, dreckig und schwer, kann er nichts anfangen. „Früher war mir nicht klar, wie faszinierend es sein kann, vom Kunden schwierige Aufgaben zu bekommen und Lösungen zu suchen.“

Dieses projektbezogene Arbeiten lernte er an der Technikerschule in Gelnhausen. Er absolvierte eine zweijährige Vollzeitausbildung zum staatlich geprüften Techniker. „Der Maschinenpark der Schule ist der Hammer, einfach super“, sagt Ziegler. Jeder namhafte Maschinenbauer hat eine Anlage zur Verfügung gestellt. „Inklusive Software“, so Ziegler.

Der im Juni verabschiedete Jahrgang bestand aus 15 Teilnehmern. Sie kommen aus ganz Deutschland. Auch Marcel Limpert aus Bad Kissingen gehörte dazu. Der 28-Jährige hatte nach der Hauptschule erst Schreiner gelernt und dann eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker gemacht: „Früher hätte ich nie geglaubt, dass ich mich mal zum Techniker weiterbilde.“ Limpert hat die Prüfung mit der Note 1,4 bestanden.

Als Jahrgangsbester mit der Note 1,1 wurde Johannes Loer verabschiedet. Er hatte das Gymnasium nach der zehnten Klasse verlassen, bei der BASF Physiklaborant gelernt und drei Jahre bei der DAW SE in der Dämmstoffentwicklung gearbeitet. „Die Zeit in der Technikerschule war sehr schön“, sagt Loer, der mittlerweile in der Nähe von Zürich arbeitet.

BGS in Gelnhausen feiert 30-Jähriges

1990 wurde die Technikerschule gegründet. Im März 2020 soll der 30. Geburtstag gefeiert werden. Doch BSG-Abteilungsleiter Achim Wamser blickt etwas skeptisch. „Unsere Zahlen sind rückläufig“, sagt er. Derzeit gehören zwölf Schüler dem zweiten Ausbildungsjahr an, nur acht Teilnehmer haben im Sommer begonnen. 527 Absolventen hat die Technikerschule insgesamt ausgebildet.

Der ADK hat die drei besten Absolventen kürzlich zur festlichen Ehrung nach Köln eingeladen. 1.000 Euro Preisgeld gab es für jeden: „Das Geld nehme ich für meinen Urlaub“, so Ziegler. Danach steigt er wieder bei KUKT ein. Der Job war ihm schon zu Beginn der Ausbildung sicher.

Weg für ein Studium ist frei

Die Fachschule für Kunststoff- und Kautschuktechnik ist Teil der Beruflichen Schulen Gelnhausen. Sie bietet jungen Facharbeitern die Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker.

Sie erfolgt in einer zweijährigen Vollzeitausbildung. Voraussetzungen sind mindestens ein Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem artverwandten Beruf.

Nach erfolgreicher Teilnahme ist anschließend auch ein Studium an einer Fachhochschule möglich.

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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