„Mars macht mobil, bei Arbeit, Sport und Spiel“: Wer kennt ihn nicht, den Werbespruch aus den 1980ern, mit dem der gleichnamige Süßwarenriese seinen Schokoriegel anpries. Der Werbespruch ist „retro“, den mit Haselnuss und Karamell gefüllten Riegel gibt es aber immer noch. Dosiertechnik von Viscotec in Oberbayern sorgt dafür, dass die Mischung stimmt. Die Technik steckt in einer neuen Fertigungslinie, die Mars dieses Jahr eröffnet hat. Viscotec, Hersteller von Dosier- und Abfüllanlagen mit rund 340 Mitarbeitenden, ist mit seiner Technik in vielen Branchen weltweit im Geschäft, eine wichtige davon ist die Lebensmittel-Industrie.
Auch für Ketchup, Senf und Quark
Ketchup, Senf und Soßen, Joghurt und Quark, stückige Marmelade und eben flüssige Schokolade können mit der Fluidtechnik aus Bayern schnell, exakt und hygienisch dosiert werden. Die Abfüllpumpen (Hygienic Dispenser), die etwa in den Fertigungslinien von Mars im Einsatz sind, hat Viscotec speziell für Kleinstmengen in der Lebensmittel- und Kosmetik-Industrie entwickelt.
Die Schokoriegel-Produktion sei anspruchsvoll, heißt es bei Viscotec. Denn Zusatzstoffe wie Emulgatoren, Aromen oder Milchfette müssen kontinuierlich in die Anlage hinzudosiert werden. Dabei geht es um minimale Mengen von weniger als einem Milliliter pro Minute, die in die Rohrleitungen der Schokoanlage fließen.
Die Ingenieure von Viscotec haben das Projekt von der Bestellung bis zur Auslieferung in nur knapp zwei Monaten gestemmt. Die Technik basiert auf dem Endloskolben-Prinzip. Damit lassen sich selbst stückige und zähflüssige (der Fachmann sagt: viskose) Produkte fördern und abfüllen. Praktisch: Das System kann rückwärtslaufen, so bleibt alles sauber, es tropft am Ende nichts nach.
Eine Spezialität für die Schokoladenlinie: Über eine Manschette wird das Dosiersystem beheizt. Das ermöglicht erst das Zugeben des Milchfetts zur Riegelmasse. Denn bei geringeren Raumtemperaturen wäre dieser Bestandteil sonst zu fest.
Brotaufstrich und Auftragen von Industrieklebstoff
So sind die Dosieranlagen immer auf den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt: Das Unternehmen findet immer wieder kreative Lösungen für knifflige Aufgaben in den unterschiedlichsten Branchen. Sein Motto: „Wir beginnen da, wo andere aufgeben.“
Nahrungsmittel, E-Mobilität, Elektronikfertigung, Medizintechnik oder Pharmazie, den Entwicklern wird es angesichts der vielfältigen Aufgaben nicht langweilig. Sie reichen vom Abfüllen von Wimperntusche und Geschirrspültabs bis Brotaufstrich. Vom präzisen Auftrag von Industrieklebstoffen bis zur Fertigung von Platinen oder Photovoltaik.
Im Flugzeugbau dosiert man so Dichtmaterial
Ein aktuelles Anwendungsbeispiel ist auch der Flugzeugbau, wo man die Technik zum automatisierten Anmischen und Dosieren von Dichtmaterial nutzt. Die Masse wird in sogenannte Seal Caps gefüllt, das sind sehr kleine Kappen, die wiederum Schrauben und Nieten am Flugzeug fest verbinden, damit in der Luftfahrt alles sicher ist.
Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.
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