Frankfurt. Die Lufthansa kann weiterfliegen – aber nur mit erheblicher staatlicher Hilfe. Ende Juni haben die Aktionäre nach einigem Hin und Her das 9 Milliarden Euro schwere Rettungspaket angenommen.
„Die staatliche Unterstützung war richtig und absolut notwendig“, urteilt Klaus-Heiner Röhl, Luftfahrtexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Für eine Exportnation wie Deutschland ist eine eigene Fluggesellschaft mit globalem Streckennetz unverzichtbarer Bestandteil der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.“
Und ohne Stütze wäre die Kranich-Fluglinie wegen der Corona-Krise schlicht pleitegegangen. Der globale Luftverkehr war zeitweise um 95 Prozent eingebrochen, bei der Lufthansa standen wochenlang 700 der 763 Maschinen am Boden.

Die Schweiz und Österreich helfen bei der Rettung
„In einer solch außergewöhnlichen Situation, durch die ein strukturell gesundes Großunternehmen völlig unverschuldet ins Trudeln gerät, darf und sollte der Staat stützend eingreifen“, sagt Röhl.
23 Jahre nach der vollständigen Privatisierung der deutschen Airline sitzt Vater Staat jetzt wieder mit im Cockpit. Die Details des Deals sind recht knifflig. Vereinfacht erklärt, hält die öffentliche Hand nun 20 Prozent der Lufthansa-Aktien (erworben zu einem Bruchteil des Börsenkurses), die Förderbank KfW gibt 3 Milliarden Euro Kredit, dazu kommen stille Einlagen in Höhe von 5,7 Milliarden Euro. Auch aus der Schweiz und Österreich kommt Staatsknete – insgesamt noch mal knapp 2 Milliarden Euro für die Lufthansa-Töchter Swiss und Austrian Airlines.
Die Airline retten, aber Karstadt- Kaufhof nicht – ist das fair? „Das lässt sich nicht vergleichen“, sagt IW-Experte Röhl. Im Einzelhandel gebe es viele Wettbewerber, die ein ausgewogenes Angebot garantieren. „Die Lufthansa ist systemrelevant: Würde ihr Angebot wegfallen, könnten andere das nicht auffangen.“Mittlerweile hat der flügellahme Konzern schon die erste Milliarde Euro abgerufen, denn der Flugbetrieb erholt sich nur sehr langsam: Im Juni konnte die Lufthansa nach eigenen Angaben nicht einmal ein Fünftel der laut Sommerflugplan eigentlich vorgesehenen Flüge tatsächlich durchführen.
Zum Rettungspaket gehören allerdings schmerzhafte Sparmaßnahmen – auch beim Personal. 22.000 Vollzeitstellen weltweit könnten wegfallen, die Hälfte davon in Deutschland (Arbeitszeitverkürzungen könnten einen Teil dieser Jobs retten). Das betrifft auch die Chefetagen: Die Zahl der Führungskräfte soll um 20 Prozent sinken.