Berlin. „Du kriegst ja viel mehr Lohn als früher, obwohl du gar nicht mehr leistest!“ Das würde so manche Fachkraft wohl energisch bestreiten – tatsächlich sind ja viele Mitarbeiter im Lauf der Jahre besser im Job geworden, also produktiver. Das Problem: Für die Metall- und Elektro-Industrie (M+E) insgesamt gilt das nicht – obwohl die Entgelte gerade dort besonders kräftig gestiegen sind.

Ein Dilemma für viele Betriebe. Und ein zentrales Argument der Wirtschaft in der laufenden M+E-Tarifrunde. Michael Stahl, Chefvolkswirt beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall, fasst es so zusammen: „Seit der Wirtschaftskrise 2008 sind die Lohnkosten unserer Unternehmen um fast 20 Prozent gestiegen, die Produktivität aber nicht einmal um 2 Prozent.“

„Diese Daten sind amtlich – und sie sind ein Alarmsignal“

Basis für die Berechnung sind Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten, sie berichten ans Statistische Bundesamt. Das liefert dann Daten zur Produktivität, so ergibt sich zum Beispiel die „Nettoproduktion je Beschäftigtenstunde“. Diese brach während der Krise ein, es war ja viel weniger zu tun. Danach ging’s zwar wieder aufwärts, aber seit rund fünf Jahren tritt die Produktivität auf der Stelle. „Diese Daten, die übrigens von der Gewerkschaft nicht infrage gestellt werden, sind ein Alarmsignal“, betont Stahl.

Aber warum ist Deutschlands wichtigster Industriezweig im Inland heute kaum produktiver als 2008? Mögliche Erklärung: Die Betriebe haben inzwischen mehr Mitarbeiter eingestellt. Zusätzliches Personal jenseits der Hallen, etwa in Verwaltung oder Vertrieb, heißt aber: mehr Arbeitszeit pro Stück – und damit sinkende Produktivität. Das gilt auch, wenn der Wartungsaufwand für einen älter werdenden Maschinenpark steigt.

Zudem haben wohl manche Firmen mehr Leute an Bord, als zwingend nötig wären. Das kann angesichts des heraufziehenden Fachkräftemangels im Einzelfall sinnvoll sein – schlägt in der Statistik aber ebenfalls auf die Produktivität durch.