Dortmund. Vom Auto bis zur Maschine: Produkte im Gesamtgewicht von 250 Millionen Tonnen werden in NRW pro Jahr transportiert. 24.000 Unternehmen sind hier mit dem Transport, dem Umschlag und der Lagerung von Gütern beschäftigt. Dabei fällt viel Papierkram an: Lieferscheine, Zertifikate, Zoll- und Versicherungsdokumente.
Die Blockchain-Technologie könnte die Warenströme schneller und transparenter machen sowie Kosten senken, sagt Professor Michael Henke. Er ist der Hauptverantwortliche für den Aufbau des neuen Europäischen Blockchain-Instituts in Dortmund. Das Land NRW fördert es seit Mai mit 7,7 Millionen Euro, damit es die Anwendung der Technologie in der Logistik voranbringt.
Blockchain ist ein wichtiger Baustein der Logistik 4.0
Blockchain, was ist das? „Vereinfacht gesagt, ist dies ein dezentraler Datenspeicher“, erklärt der Forscher. „Das Vertrauen ist mit eingebaut. Einmal abgelegt, können Daten nicht mehr manipuliert werden.“ Weil alle Partner, die mit der Blockchain verbunden sind, stets auf dem gleichen aktuellen Informationsstand sind. Lieferanten, Kunden, Transporteure, Behörden und Finanziers innerhalb eines Netzwerks haben dank Blockchain eine gemeinsame digitale Buchhaltung – und die Bücher synchronisieren sich ständig selbst. Jede Transaktion ist darin vermerkt und kann nicht mehr ausradiert werden. Deshalb braucht es keine Banken oder Ämter als zentrale Kontrollinstitutionen. „Das Potenzial entfaltet sich vor allem in Verbindung mit anderen Technologien wie künstlicher Intelligenz und dem Internet der Dinge“, so Henke.
Beispiel: die intelligente Europalette, die die Dortmunder zusammen mit dem europäischen Dachverband der Hersteller und Reparateure der Ladungsträger EPAL entwickelt haben. Sie ist mit Telekom-Trackern, Sensoren und einem Akku bestückt und funkt ihre Daten auch ohne gutes Netz. Dadurch weiß man immer, wo sich die Palette befindet und etwa welchen Erschütterungen, Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen die Ladung ausgesetzt ist.
Eine eigene digitale Währung für die Logistik
Henke: „Blockchains können Waren-, Informations- und Finanzflüsse miteinander verbinden. Wenn die Ware den vereinbarten Weg von A nach B genommen hat und zudem die vertraglich festgelegten Temperatur- und Feuchtigkeitskorridore eingehalten wurden, wird automatisch eine bestimmte Zahlung ausgelöst.“ Eigens dafür entwickelt ein Start-up ein digitales Zahlungsmittel, Log-Coin. Es existiert nur auf den Rechnern und wird durch die verschlüsselte dezentrale gemeinschaftliche Buchhaltung abgesichert.
Weil alles in der Blockchain festgehalten wird, kann man leicht zurückverfolgen, wer welche Rohstoffe verwendet und welche Produktionsschritte ausgeführt hat. Damit ließen sich Produktpiraterie und Schmuggel bekämpfen wie auch die Herkunft von Gütern und einzelnen Bauteilen dokumentieren.