Leuna. Seit dem ersten Spatenstich am 30. Oktober gehen die Arbeiten kräftig voran: Der Industriegase-Konzern Linde baut am Chemiestandort Leuna einen zweiten Verflüssiger für Wasserstoff. 2021 soll die hochmoderne Anlage in Betrieb gehen. Sie wird – wie die dort schon arbeitende Apparatur – fünf Tonnen des energiereichen Stoffs am Tag liefern.
Beide Anlagen werden von benachbarten Wasserstoff-Produktionsanlagen über eine Rohrleitung mit dem Gas versorgt. Bei minus 253 Grad Celsius verflüssigt man den Wasserstoff und füllt ihn anschließend in spezielle Tanklaster.
Große Zukunft als Treibstoff und Energiespeicher: Wasserstoff trägt zur Energiewende bei
„Wasserstoff ist ein Energieträger der Zukunft, europaweit verzeichnen wir eine stark steigende Nachfrage“, begründet Jens Waldeck, der Geschäftsleiter Linde Gas für Zentraleuropa, die Investition. „Mit der neuen Anlage stellen wir sicher, dass wir unseren Kunden wie gewohnt höchste Standards bei Lieferbereitschaft und Produktreinheit bieten können.“
Wasserstoff wird in der Industrie vor allem als Rohstoff für die Herstellung von Ammoniak, Salzsäure, Methanol, Anilin und etlichen anderen Stoffen genutzt. Man verwendet das Gas beim Schweißen von Blechen und braucht es als Reduktionsmittel zur Metallgewinnung.
Eine große Zukunft erhofft sich die Fachwelt vor allem für Wasserstoff als Treibstoff und als Energiespeicher. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bezeichnet ihn sogar als „Schlüsselrohstoff einer langfristig erfolgreichen Energiewende“. Denn: Wasserstoff ist klimaneutral, er „verbrennt“ sauber zu Wasserdampf.
Zudem ließe sich überschüssiger Wind- und Solarstrom zu seiner Herstellung nutzen – indem das Gas per Elektrolyse aus Wasser erzeugt wird. Stichwort „grüner Wasserstoff“. Noch ist die Technologie nicht wirtschaftlich, aber daran wird überall im Land gearbeitet.
Grüner Wasserstoff erstmals in industriellem Maßstab
Beispielsweise in Leuna. Bis 2024 soll unweit des Linde-Standorts das mit über 100 Megawatt weltweit größte Elektrolyse-Anlage-Projekt zur Erzeugung von grünem Wasserstoff entstehen. Es geht darum, Produktion und Speicherung des Energieträgers sowie dessen Anwendung auf verschiedenen Nutzungspfaden auszutesten. Und zwar erstmals im industriellen Maßstab!
Bei diesem Projekt „GreenHydroChem Mitteldeutschland“ kooperieren Linde, Siemens und das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen in Halle/Saale. Als Gewinner im Ideenwettbewerb „Reallabore der Energiewende“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie werden sie vom Bund gefördert.
Und: Mit Hypos (Hydrogen Power Storage & Solutions) Ostdeutschland hat sich überdies in den letzten Jahren ein großes Wasserstoff-Netzwerk mit über 100 Mitgliedern aus Wissenschaft und Industrie entwickelt. Hier wird ebenfalls kräftig an der Zukunft des Wasserstoffs getüftelt.