Der Berufsbildungsbericht 2018 ist eine Erfolgsbilanz der Superlative. Die Versorgung mit Lehrstellen ist auf dem höchsten Stand seit 1994; sage und schreibe 49.000 Plätze sind unbesetzt. Nur 0,5 Prozent der zum Abschluss gemeldeten Azubis fallen endgültig, inklusive Nachprüfung, durch. Und 68 Prozent machen im gleichen Betrieb weiter, statt etwa zu studieren oder die Firma zu wechseln – die höchste Bindungsquote seit dem Jahr 2000.

Doch Elke Hannack, Vizechefin des Deutschen Gewerkschaftsbunds, fand zielsicher das vermeintliche Haar in der Suppe: Die „Vertragslösungsquote“ liegt laut Bericht mit 25,8 Prozent „leicht über dem üblichen Schwankungsbereich von 20 bis 25 Prozent“.

Es folgte landauf, landab die Schlagzeile „Immer mehr Azubis schmeißen hin“, unterfüttert mit dem vom DGB mitgelieferten angeblichen Grund „karge Vergütung“. O-Ton Hannack: Die Arbeitgeber müssten „endlich ihrer Verpflichtung nachkommen“ – und dürften „nicht zulassen, dass eine abgehängte Generation heranwächst“.

Das ist unter der Gürtellinie. 430.000 Betriebe bilden aus, für unzählige Unternehmer gehört das zum Wesenskern des Selbstverständnisses. Dass nicht jeder Einstieg geradlinig verläuft, dass sich im Boom etwas mehr Leute noch mal umorientieren: Rechtfertigt das so eine Verbalattacke? Vertragslösung bedeutet in der Mehrzahl der Fälle nur Wechsel des Ausbildungsberufs oder -betriebs. Sie ist übrigens in der Industrie eher selten, bei Mechatronikern etwa liegt die Quote bei 8 Prozent.

Leider betreibt die Gewerkschaft das zunehmend, auch bei anderen Themen: Um junge Mitglieder zu gewinnen, diskreditiert sie das Unternehmertum. Mögliche Folgen für die Tarif- und Sozialpartnerschaft nimmt sie in Kauf.