Iserlohn. Marcel Syga hat ein Problem: Er will einen Rohling einspannen, doch der sperrt sich. Kurzentschlossen greift der junge Mann zum Hammer, klopft wild herum – es bringt nichts. Dann kommt Akin Caglayan hinzu, die beiden Azubis stecken die Köpfe zusammen, diskutieren, versuchen es noch mal mit dem Hammer.
Andreas Weber schaut den beiden zu, lässt sie gewähren: „Was die da machen, ist das, was wir wollen“, sagt er. „Die jungen Leute sollen selbstständig arbeiten, sich helfen. Wir begleiten nur.“
Weber ist der Chef hier. Der Geschäftsführer leitet die Ausbildungsgesellschaft Mittel-Lenne, die für 160 Betriebe rund um Hagen, Iserlohn und Plettenberg an zwei Standorten die überbetriebliche Ausbildung meistert – und das Wissen von zwölf Berufen der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) vermittelt. 220 Plätze stehen für das erste Lehrjahr zur Verfügung, davon die Hälfte im neuen Ausbildungszentrum Iserlohn, wo sich gerade die angehenden Verfahrensmechaniker Syga und Caglayan mit dem Hammer abmühen.
Das Zentrum, finanziert vom Märkischen Arbeitgeberverband, ist ein Beispiel dafür, wie sich die Metall- und Elektro-Branche in Sachen Fachkräftenachwuchs engagiert. Es hat rund 4 Millionen Euro gekostet.
Im Jahr bildet Deutschlands bedeutendster Industriezweig mehr als 200.000 junge Leute aus, lässt sich das rund 4 Milliarden Euro kosten. Allein in Nordrhein-Westfalen sind es etwa 800 Millionen Euro bei 40.000 Azubis.
Die Investitionen sind wichtig im Wettbewerb mit anderen Branchen um gute Mitarbeiter. Schon heute finden viele M+E-Betriebe nicht genug Bewerber. Laut Dachverband Gesamtmetall bleibt im Schnitt jede zehnte Lehrstelle unbesetzt. Hauptgrund ist die sinkende Zahl der Schulabgänger.
Dabei ist die exportintensive M+E-Industrie mehr denn je auf qualifizierte Mitarbeiter angewiesen: Von den 3,8 Millionen Beschäftigten sind mehr als 3 Millionen Akademiker, Meister und Techniker – sowie Fachkräfte aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, den MINT-Fächern.
Eine solche Fachkraft will auch Azubi Caglayan werden. Er weiß die guten Rahmenbedingungen im Iserlohner Ausbildungszentrum zu schätzen. „Es macht Spaß hier. Das Arbeitsklima ist prima.“
Das Haus fördert zudem den Erfahrungsaustausch unter den Lehrlingen. „Ich finde das richtig gut“, meint Markus Lataschewitz, der den Beruf des Verfahrensmechanikers erlernt. „Man erfährt auch aus anderen Firmen etwas.“
Arbeiten blieben liegen – für die Azubis
Wichtig sei, dass man hier wenig für die Tonne arbeite, ergänzt Chef Weber: „Kleine Aufträge für Firmen erledigen geht noch nicht gleich am Anfang. Aber nach einem halben Jahr schon.“
Der Neubau kam da für den aktuellen Azubi-Jahrgang wie gerufen. Weber: „Wir haben bewusst einige Arbeiten liegen gelassen.“ So haben die Industriemechaniker die Schweißkabinen gebaut, auf die Elektrotechniker warteten noch einige Leitungen. Vom alten Standort mitgenommen wurde die Tradition, dass die Azubis des ersten Lehrjahrs die Rohlinge für die Prüfungsteile der Älteren anfertigen.