München. Es ist eine Erfolgsgeschichte mit Schattenseite: Zwar beschäftigte die bayerische Metall- und Elektroindustrie 2015 etwa 810.000 Mitarbeiter und damit so viele wie zuletzt vor 23 Jahren.
Doch dies liegt nicht nur an steigenden Auftragszahlen, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ermittelte. Die Unternehmen brauchen unter anderem deshalb mehr Mitarbeiter, weil die Produkte immer komplexer werden und ihre Kunden oft Sonderanfertigungen wünschen. Diesen Mehraufwand können die Unternehmen jedoch nicht immer in Rechnung stellen.
Vor allem aber sinkt die Produktivität. Für Unternehmen ist sie eine wichtige Kennzahl. Sie zeigt das Verhältnis zwischen dem Arbeitseinsatz – sprich Anzahl der Mitarbeiter sowie Arbeitszeit – und der Menge der produzierten Waren an. Ein Problem entsteht dann, wenn die Arbeitskosten schneller steigen als die Produktivität. Dann sinkt die Wettbewerbsfähigkeit.
Umsatz je Beschäftigten teilweise niedriger als vor dem Krisenjahr 2009
In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie ist dies seit einigen Jahren der Fall. Vor der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 hatte hier die Produktivität stetig zugenommen. Seit dem Einbruch haben sich jedoch nicht alle Branchen erholt, besagt die Studie, die im Auftrag der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber-Verbände bayme und vbm entstand.
Während in der Elektroindustrie und bei den Autobauern die Produktivität wieder steigt, verzeichnen Maschinenbauer und Hersteller von Metallerzeugnissen zwar einen Zuwachs bei den Beschäftigtenzahlen. Die Anzahl der produzierten Waren sowie die Rendite aus deren Verkauf sind in diesem Zeitraum jedoch nicht im gleichen Verhältnis gewachsen.
Sprich: Die Produktivität ist teilweise sogar schlechter als vor der Krise. Die Arbeitskosten hingegen sind seit der Krise um rund 20 Prozent gestiegen.
Dies belastet die Unternehmen, zumal komplexere Kundenbedürfnisse nicht die alleinige Ursache für den Personalaufbau sind. Viele Unternehmen investieren bewusst in Beschäftigung, obwohl diese Entscheidung keine unmittelbaren Erträge bringt. Sie gehen beim Personal in Vorleistung, weil sie Engpässe aufgrund des Fachkräftemangels fürchten. Vor allem Firmen mit weniger als 250 Mitarbeitern stellen aus diesem Grund zusätzlich ein.
Unternehmen mit mehr Beschäftigten heuern dagegen IT-Spezialisten über ihren Bedarf an. Sie sollen die Digitalisierung vorantreiben. Dies hemmt vorerst die Produktivität, ist jedoch aus Sicht der Betriebe wichtig, um wettbewerbsfähig zu bleiben.