Hannover. Die Branche steckt in der Krise. Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt beschönigt da nichts: „Unsere Industrie befindet sich in einer Rezession. Die Lage ist in Teilen extrem schwierig. Sie wird von Woche zu Woche problematischer“, berichtet der Chef des Arbeitgeberverbands. Dabei bezieht er sich auf eine Umfrage unter rund 800 Mitgliedsunternehmen, die in der Gemeinschaft der Arbeitgeberverbände organisiert sind.

Der Verbandsmanager forderte die Politik auf, schnell zu handeln und unter anderem die Kurzarbeitergeldregelung aus der Wirtschaftskrise vor gut zehn Jahren wieder einzuführen. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil plädiert dafür. Die Unternehmen befänden sich zudem in einem Transformationsprozess, der mit tiefen Einschnitten in den jeweiligen Betrieben verbunden sei. Deshalb seien in Berlin Entscheidungen fällig, forderte Schmidt.

Aktuell beurteilen die meisten Unternehmen ihre Lage als schlecht

Im letzten Jahr seien in Deutschland 20 Prozent weniger Autos produziert worden als noch drei Jahre zuvor: statt 5,7 Millionen Fahrzeuge nur noch 4,6 Millionen. „Wir sehen deutlich: Die Automobilkrise frisst sich durch die Industrie“, sagt Schmidt. Entsprechend düster sind die Erwartungen der Branche, wobei sich die Autozulieferer, zu denen auch viele Kautschuk-Unternehmen gehören, noch einmal negativ abheben. Aktuell beurteilen 54 Prozent der befragten Firmen der niedersächsischen Metall- und Elektro-Industrie ihre Lage als schlecht (befriedigend: 31 Prozent, gut: 15). Im Maschinenbau bezeichnen 57 Prozent der Firmen ihre Lage als schlecht (befriedigend: 28 Prozent, gut: 15).

Aufgewickelte Metallbänder auf Lager: In Auto-Industrie und Maschinenbau läuft es zurzeit schlecht.

Das wirkt sich auf die Investitionen aus. Über die Hälfte der Betriebe will dieses Jahr weniger investieren. Und wenn investiert wird, dann in den allermeisten Fällen nur in den Bestand, nicht in neue Maschinen. Die Entwicklung hat Folgen für den Arbeitsmarkt. In der gesamten Metall- und Elektro-Industrie steigt die Zahl der Arbeitslosen wieder leicht. Die Firmen setzen verstärkt auf Kurzarbeit.

„Bemerkenswerte Gleichgültigkeit der Politik gegenüber der Branche“

Eine Kombination aus Nachfragerückgang und Strukturumbruch, so Schmidt, mache die Situation für die Betriebe schwierig. „Dadurch gehen viele Unternehmen den Weg der Entlassung von Mitarbeitern. 60 Prozent planen das. Das ist ein Wert, den wir lange nicht mehr gesehen haben.“ Gleichwohl gebe es durch die Digitalisierung noch Chancen auf Einstellungen. Softwareentwickler, Wirtschaftsingenieure und Informatiker werden weiter gesucht.

Zugleich hadern die Betriebe laut der Umfrage mit der Politik, besonders die Autozulieferer. Fast ein Viertel von ihnen sieht bei keiner Partei mehr wirtschaftspolitische Kompetenz. Schmidt: „Die Leichtfertigkeit, mit der die Politik seit geraumer Zeit Roulette spielt, zeugt von einer bemerkenswerten Gleichgültigkeit gegenüber der Branche und deren Arbeitnehmern. Die aktuelle Krise unserer Industrie ist von der Politik verursacht. Von daher ist jetzt auch die Politik gefragt, die Folgen abzumildern.“