München. Die Corona-Pandemie hat die bayerische Wirtschaft besonders stark getroffen. Denn hier haben die Automobil-Industrie sowie die Tourismusbranche ein besonders hohes Gewicht – und beide sind in der Krise deutlich eingebrochen. Zudem hängt die exportorientierte bayerische Wirtschaft stark von der Nachfrage aus den USA, China, Österreich, Italien und Frankreich ab – genau die Länder, die schwer unter der Pandemie gelitten haben.
Entsprechend negativ fällt der Frühjahrs-Index der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) aus. In der halbjährlichen Auswertung sank der Wert auf den bisher tiefsten Stand von 51 Punkten. Dieser wurde zuletzt in der Wirtschaftskrise im Herbst 2009 gemessen.
Dabei gebe der Wert die gesamte Dramatik noch gar nicht wieder, weil er Zahlen aus der Zeit vor Corona mitberücksichtige, sagte vbw-Präsident Wolfram Hatz bei der Präsentation der Daten: „Bei einer reinen Betrachtung ab März 2020 läge der Index bei nur 35 Punkten.“
Die Konjunkturdaten für das zweite Quartal werden noch schlechter
Besonders niedrig fallen die Prognoseindizes sowohl für Beschäftigung als auch für das Wachstum aus: Beide Werte sackten stark auf 34 und 35 Punkte ab. Das zweite Quartal wird voraussichtlich noch deutlich schlechter ausfallen. „Die Unternehmen sind über die künftige wirtschaftliche Entwicklung enorm verunsichert“, so Hatz.
Für 2020 rechnet die vbw mit einem Rückgang des bayerischen Bruttoinlandsprodukts um 8 Prozent. „Der Aufholprozess wird dauern“, betonte Hatz. „Wir erwarten bestenfalls 2022 eine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau.“
Dennoch sei kein Platz für übertriebenen Konjunkturpessimismus. Denn nach wie vor gebe es auch Branchen, die trotz Krise gewachsen sind, etwa der Bau, der Online-Handel, der Lebensmittelbereich sowie die Pharma-Industrie. „Fakt ist auch, dass das Wirtschaftsgeschehen wieder in Gang kommt und wir gesamtwirtschaftlich Anzeichen einer Bodenbildung sehen.“
Den wirtschaftlichen Wiederaufbau durch Investitionen und Konsum unterstützen
Dabei helfe das von der Bundesregierung beschlossene Konjunkturpaket. „Wir gehen davon aus, dass daraus die Initialzündung für einen schnellen Aufholprozess kommt“, so Hatz. Er begrüßte vor allem die Deckelung der Sozialversicherungsbeiträge auf 40 Prozent sowie die befristete Mehrwertsteuersenkung. Allerdings: „Um die Konjunkturrakete nachhaltig zu zünden, müssen der Wirtschaftsstandort und die Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft in einem zweiten Paket gestärkt werden“, forderte er.
Aus Sicht der Wirtschaft zählen dazu ein Belastungsmoratorium, ein weitgehender Bürokratieabbau sowie mehr Geschwindigkeit bei der Digitalisierung bei gleichzeitigem Abschaffen des Solidaritätszuschlags sowie einem Verzicht auf Steuererhöhungen.
Doch auch die Betriebe sowie die Bevölkerung forderte der vbw-Präsident auf, den Konjunkturimpuls aufzugreifen: „Ich appelliere, den wirtschaftlichen Wiederaufbau durch betriebliche Investitionen sowie privaten Konsum zu unterstützen.“